Stories

Mit besorgter Mine betrachtete Hyuza die Aufzeichnungen. Die Langstreckensensoren der Station hatten in den letzten Tagen vermehrt Aktivitäten innerhalb des Systems festgestellt. Wesentlich mehr als sonst. Und auch, wenn es sich dabei meistens um kleine Jäger handelte, war dieser Zustand mehr als nur beunruhigend. Das Belladonna System war eigentlich für seine Abgelegenheit und Ruhe bekannt. Dass sich dort nun immer wieder Kampfschiffe herumtrieben, konnte nur bedeuten, dass etwas im Gange war.

Noch bevor Hyuza weitere Gedanken an diese Sache verschwenden konnte, wurde er durch eine Systemmeldung auf seinem Display aufgeschreckt. Der Computer hatte über das Netz eine Nachricht von Alechandro zugestellt die mit dem Vermerk „Wichtig“ und „Oberste Priorität“ gekennzeichnet war.

#f=gold.Verehrter Hyuza, leider konnte mein Mitarbeiter sie nicht ausfindig machen, so dass ich Sie lediglich auf diesem Wege darüber informieren kann, dass wir fündig geworden sind. Shii befindet sich inzwischen als Gast in meinem Haus, und ich wäre hocherfreut, wenn Sie es einrichten könnten, mich zu besuchen. Wir könnten dann gleich die Formalitäten für unsere weitere geschäftliche Zusammenarbeit klären.

Die Nachricht war kurz, aber präzise. Vor allem aber enthielt sie genau den Inhalt, auf den Hyuza gehofft hatte. Er musste sofort wieder auf die Planetenoberfläche reisen um mit Genzo die Details für das weitere Vorgehen zu besprechen. Sicherlich würde dieser weitere Bedenken anmelden, wenn er hören würde, dass Hyuza vorhatte, sich direkt in die Höhle des Löwen zu begeben. Doch das spielte nun keine Rolle mehr. Wenn alle so laufen würde, wie er sich die Sache vorstellte, dann würde alles innerhalb weniger Minuten gelaufen sein. Und noch bevor Alechandro begreifen würde, was Sache war, wären sie an Bord ihrer Schiffe. Zusammen mit Shii.



Sojourner City
Lächelnd betrat Hyuza das kleine Quartier. Genzo saß am Schreibtisch über die Konsole gebeugt. Die Situation wirkte fast so, als würde er die kleinen Zeichen auf dem Display nur lesen können, wenn er die Entfernung verringerte. «Versuchs mal mit ner Brille!» witzelte Hyuza.

«Spar dir deine schlechten Witze. Ich hab mir gerade den Bericht von der Clanstation angesehen. Was geht da vor sich?»

Hyuza schloss die Tür hinter sich und stellte sich an Genzos Seite. «Was soll da schon vorgehen? Ein paar kleine Jäger, die ihre Übungen machen, sicherlich nichts, was uns Kopfzerbrechen bereiten sollte. Außerdem gibt es wichtigere Dinge, um die wir uns nun kümmern müssen.»

Genzo atmete tief ein, dann lehnte er sich zurück und sah Hyuza an. «Deiner guten Laune nach hast du wohl etwas von Alechandro gehört?»

Hyuza nickte. Dann drehte er sich herum und ging zum einzigen Fenster des Raumes. Draußen hatte inzwischen die Dämmerung eingesetzt. «Exakt. Sie haben Shii und er will sich mit uns treffen. Wir werden das ganze noch heute Abend über die Bühne bringen und ihn in seinem Penthouse besuchen. Stell einen kleinen Trupp deiner Leute zusammen. Aber es sollten welche sein, die wissen wie man einen Blaster benutzt.»

Einen Moment lang herrschte Stille. Dann erhob sich Genzo stöhnend. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. «Hör mal, ich hab ja schon bei so einigen Harakiri-Unternehmungen von dir mitgemacht, aber das ist Wahnsinn! Wir kennen das Terrain nicht, und ich gehe jede Wette ein, das der noch ne kleine Überraschung für uns parat hat.»

«Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit.» kommentierte Hyuza Genzos Bedenken und sah ihn wieder an. «Aber wer sagt denn, das wir das nicht haben? Wir werden zwei Gleiter über dem Penthouse platzieren. Sobald wir Shii in Sicht haben, werde ich unseren Leuten das Zeichen geben uns da rauszuholen. Mit so ein paar Ganoven werden wir schon fertig werden. Erinnerst du dich noch an den Kampf mit den Söldnern auf Luna? Die waren wesentlich besser ausgebildet und ausgerüstet als die es sein werden.»

Genzo nickte. «Mir bleibt ja auch nichts anderes übrig, als das alles abzusegnen. Aber wenn es schief geht, sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe.»

Die nachfolgenden Stunden verbrachten Sie damit, die Planung für das Unternehmen zu konkretisieren. Hyuza hatte bewusst so schnell gehandelt, denn wenn Genzo zu lange Zeit haben würde, um über die ganze Sache nachzudenken, dann hätte er sich sicherlich noch ein paar Gründe einfallen lassen, um die ganze Sache abzublasen. Die Folge wäre eine weitere Verzögerung des Auftrages. Doch er wollte diese Sache nun endlich zum Abschluss bringen.

Auch wenn er sich nichts anmerken ließ, das was da im Belladonna vor sich ging beunruhigte auch ihn. Sicher, für ihre Station bestand sicherlich keine große Gefahr, doch eine solche Ansammlung von Schiffen die kontinuierlich das System durchquerten bedeutete immer Ärger. Wie auch immer dieser aussehen mochte.