Stories

Noch immer hatte sich nichts neues ergeben. Die vier saßen in einer schummrigen Ecke in einer der zahlreichen Bars und hielten Kriegsrat.
Blakes Verfolger hatte sich noch immer nicht gezeigt, und auch das Gefühl verfolgt zu werden, hatte sich bei Blake nicht wieder eingestellt. Entweder hatte er tatsächlich etwas gemerkt, oder aber er hatte seine Prioritäten geändert. Das konnte bedeuten, dass er seinen Plan geändert hatte, oder aber kurz vorm Ziel stand. Vermutlich hatten sie weniger Zeit Oxana zu befreien, als angenommen.
Auch der Steward hatte keine neuen Informationen gebracht. Jedenfalls keine, die ihnen weiter halfen.
Eine deprimierende Stimmung hatte sich ausgebreitet. Alle schienen ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Allmählich begann Blake, sich Sorgen zu machen. Vor den anderen würde er das natürlich niemals zu geben. Aber er ertappte sich doch dabei, sich auszumalen, was passieren würde, wenn sie Oxana nicht fanden. Verdammt noch mal! So hatte das Ganze nicht ablaufen sollen.
Während er so seinen trüben Gedanken nachhing - er war sich sicher, dass er irgendwas übersehen hatte - versuchte Kathrin, sie etwas aufzuheitern.
Sie erzählte irgendwas von merkwürdigem Verhalten und mehr Schein als Sein auf dem Cruiser und von neuen Freunden. Blake hörte nicht wirklich zu.

... heute Nachmittag... Wie sollte er das nur Smalls erklären? ... Emilia... Und vor allem Charo. ... richtig nett... Sie würde ihm ewig Vorhaltungen machen. ... Plastikblumen... Und die Zwillinge erst. Sie würden nicht verstehen, warum Tante Oxana, bei dem Gedanken musste er doch schmunzeln, denn Oxana hasste es, Tante genannt zu werden, nicht mehr da war. ... merkwürdiger Mann... Wie konnte das nur passieren, direkt vor seiner Nase. ... seine Frau reagiert... Wurde er träge und hatte seine hervorragenden Instinkte verloren? ... einen Hosenanzug und Damenunterwäsche... Das konnte doch einfach nicht sein. ... ihm peinlich zu sein und irgendwie nervös...
Moment mal! Was hatte Kathy grade gesagt? Ein nervöser Kerl mit Damenunterwäsche?
„Kannst du mich ihr vorstellen, Kathy?“
Kathy sah ihn irritiert an. +f=#CC00CC.„Dich wem vorstellen, Blake?“
Vielleicht waren seine Instinkte doch noch nicht ganz verkümmert, aber er hatte da so eine Ahnung.
„Emilia“.


Normalerweise war Blake nicht jemand, der Frauen auf diese Weise überfiel, aber dieser Fall war nun mal eine besondere Situation.
„Entschuldigen sie“, Blake kam nach einer kurzen Vorstellung durch Kathy gleich zur Sache, „das mag ihnen jetzt vielleicht seltsam vorkommen, aber Kathy hat mir von ihrem Zusammenstoß mit den Blumen und dem Herrn mit der Damenbekleidung erzählt. Können sie sich noch daran erinnern, was genau das war und vor allem, welche Farbe die Sachen hatten?“
Emilia war sichtlich verwirrt, doch Blakes charmantes Lächeln wirkte wie üblich Wunder. Sie lächelte und nickte.
„Natürlich.“
Sie trat einen Schritt zur Seite und bat die beiden Piraten mit einer Geste in ihre Kabine. In einem Kinderbett lag ein kleiner blonder Junge und schlummerte selig vor sich hin.
Bilder zuckten durch Blakes Gedächtnis. Natürlich, auf dem Raumhafen. Er erinnerte sich an die beiden. Und besonders Emilia hatte Oxanas Aufmerksamkeit gefesselt. Wie konnte es auch anders sein.
„Nun?“ Blake wurde allmählich ungeduldig. „Ich bitte sie noch mal um Entschuldigung, aber es ist wirklich eilig“.
„Ja. Der Mann wirkte ziemlich nervös und es schien ihm peinlich zu sein, dass ich ihn mit der Damengarderobe gesehen habe. Das war ein Hosenanzug, recht elegant, dunkel. Anthrazit oder dunkelgrau, vielleicht auch schwarz. Das weiß ich nicht genau. Aber auf jeden Fall sah er ziemlich teuer aus. Und eine helle Bluse dazu“.
Sie zögerte einen Moment und zartes Rot überzog ihr Gesicht. „Und BH und Höschen..."
„Danke, das reicht mir schon".
In einer anderen Situation hätte Blake sie sicherlich nicht unterbrochen, doch in diesem Fall fand er das nicht angemessen.
„Fällt ihnen noch was ein?“ Blake sah Emilia fragend an.
„Ja!“ Ihr Gesicht hellte sich auf. „Die Schuhe. Ich weiß nicht, wie ich das genau beschreiben soll, aber sie schimmerten irgendwie. Farblich passend zum Anzug und irgendwie auch nicht. Ich weiß nicht. Es sah aus, als wechselten sie ihre Farbe, je nach Lichteinfall...“
Blake sah zu Kathrin hinüber und seine Lippen formten drei stumme Worte: Das ist sie.
+f=#CC00CC.„Kannst du dich noch an den Mann erinnern“. Kathrin übernahm einfach das Gespräch. Emilia nickte.
„Ziemlich unscheinbar. Niemand, dem ich nachschauen würde“. Ein verstohlener Seitenblick zu Blake. „Nicht besonders groß, so 1,70m oder so. Er trug einen dunklen Anzug. Und er wirkte irgendwie fahrig“.
„Hmm“.
Das war nicht gerade eine Topbeschreibung, aber man könnte sicherlich mit Hilfe des Stewards etwas draus machen, jemanden aus der Mannschaft identifizieren.
„Ich danke ihnen“.
Blake machte Anstalten, sich zu erheben.
+f=#CC00CC.„Sollte dir noch was einfallen, du weißt ja, wo ich wohne“. Kathrin lächelte und erhob sich ebenfalls. Emilia nickte.


+f=#CC00CC.„Wieso bist du dir da so sicher, dass das Oxanas Sachen sind? Vielleicht bringt er auch nur die Sachen seiner Frau weg“.
Sie sah Blake an, welcher ihren Blick grinsend erwiderte.
„Glaub mir, das waren ihre. Und außerdem weiß ich doch, was sie an hatte“.
Kathrin wollte noch etwas erwidern, wurde jedoch von Emilia, die den Gang hinter ihnen entlang lief, unterbrochen.
„Kathrin, Blake, mir ist noch was eingefallen“. Sie holte ein paar Mal tief Luft. +f=#ff0000„Seine Nase. Die war irgendwie schief. So also ob sie mal gebrochen war und nicht richtig gerichtet wurde“.

Um ein Haar hätte Blake laut gejubelt. Alles zusammen ergab plötzlichein Bild: die schiefe Nase, ca. 1,70 m groß, ansonsten unscheinbares Äußeres. Dem Kerl war schon begegnet. Zwar nur flüchtig und er hatte ihn auch nicht weiter beachtet. Allerdings hatte er da eine Uniform getragen.