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Was treibt dich eigentlich dazu? Warum tust du dir das an?

Oxana saß auf einer bequemen Ledercouch. Sie selbst hatte sich nur eine Maniküre gegönnt und wartete nun darauf, dass das Frisörteam mit Lina fertig wurde.

Die Lust natürlich, was denn sonst! Die Lust, Lina zu zeigen, dass es mehr schöne Dinge gibt, als nur Kuchen.

Sie blätterte beiläufig durch einige Modemagazin-Datapads und beobachtete das Treiben im Frisörsalon.

Sei ehrlich. Da steckt doch mehr dahinter.

Oxanas Blick blieb an einer Reklame für Bademode hängen. Das Video zeigte eine attraktive Brünette in einem sehr nett geschnittenen Badeanzug.

Ja, natürlich. Ich würde sie gern in einem Morgenmantel sehen. Vorzugsweise in meinem, nach einer heißen Nacht. Jagdinstinkt! Nun zufrieden?

Oxana beendete ihr stummes Zwiegespräch, schaute vom Datapad auf und murmelte vor sich hin: ”Ich fang ja schon fast an wie Lina...”

”Fast wie Lina? Was bitte soll das denn heißen? Ich bin Lina!”

Hätte das hübsche Gesicht mit der tollen neuen Frisur nicht die gleiche einfache Hose und die langweilige, zugeknöpfte Bluse an, hätte Oxana noch mehr Schwierigkeiten gehabt, Lina zu erkennen. Sie stand auf und musterte die Headhunterin eingehender. ”Dass man hier etwas von gutem Handwerk versteht wusste ich, aber dass man hier Wunder vollbringen kann ist mir neu.”

Sie nahm zufrieden zur Kenntnis, dass Lina das Kompliment erkannte. Das Blut hätte ihr bei einem Kopfstand kaum schneller zu Kopf steigen können. Oder müsste es dann ‘zu Kopf sinken’ heißen? Schnell bemühte sich Oxana Lina daran zu erinnern, worum es hier ging. ”Also das mit dem ‘Rot werden’ kannst du schon sehr gut. Das brauchen wir für deinen großen Auftritt auf dem Meo nicht mehr üben.”

Die Piratin bezahlt den Salon mit dem Geld, dass sie Lina bei der Enterung der ‘SdN Dragon Slave’ abgenommen hatte. Linas Protest wiegelte sie großzügig ab: ”Ich lade dich ein! War schließlich meine Idee.”



”Oh, guck mal hier. Ein Kuchengeschäft.” Oxana konnte Lina grad noch am Saum ihrer Bluse festhalten, als die Headhunterin grad in das Kuchengeschäft abbiegen wollte.

*Riiiiitsch*

Etwas überrascht schauten beide Frauen auf die Naht der Bluse, die sich protestierend geöffnet hatte, was ja eigentlich gar nicht in der Natur einer Naht liegt.

”Siehste! Du platzt so schon aus den Nähten. Du hast Kuchenverbot!” Den Versuch, die leicht lädierte Bluse wieder in den Hosenbund zu stecken, gab Oxana recht schnell auf. Letztlich zog sie die Bluse komplett aus der Hose heraus und öffnete auch die obersten zwei Knöpfe. ”Mund zu!” Oxana drücke das Kinn, dass Lina nach unten gesackt war, wieder nach oben. ”Wird Zeit, dass du lernst, etwas offener zu sein. Aber nicht im Gesicht, sondern im Outfit.”

Sie nahm die zu einem Protest ansetzende Lina bei der Hand und zog sie mit sich. Der Protest blieb hinter den beiden zurück, wie der Hut einer abstürzenden Person im Comic, der auch noch eine Zeit über dem Abhang schwebt, obwohl die betreffende Person bereits auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen ist.

Der nächste Stop war ‘Victoria’s Secret’. Eine Institution seit 1977, also fast schon 400 Jahre alt. Aber immer wieder aktuell und sexy - etwas, das Lina scheinbar zu schaffen machte. ”Was wollen wir denn hier?”

”Ganz sicher keinen Kuchen essen. Los, komm rein!” Sie musste Lina fast über die Schwelle ziehen. Die Headhunterin sträubte sich wie ein Rindvieh, dass nicht auf den Hänger wollte. ”Angst vor der Schlachtbank?” Das wirkte! Lina war über den Kommentar so verdutzt, dass sie einen Moment nicht aufpasste und sich von Oxana in das Dessousgeschäft ziehen ließ.

”Willkommen in der wundervollen Welt der Verführung.” Dir Piratin dirigierte Lina tiefer in den Laden hinein, möglichst weit weg vom Ausgang. Sie durfte ihr keine Gelegenheit geben, den Laden zu verlassen, ohne sexy Unterwäsche am Körper zu tragen. Oxana drückte ihrem Opfer eine hübsche Kombination in die Hand und deutet auf die Umkleidekabinen. Lina, sichtlich unsicher in diesem Unterwäsche-Paradies, schleppte sich mehr als sie schritt zu den Umkleiden.
”Halt!” Mit einem schelmischen Grinsen tauschte Oxana die Kombination, die sie Lina gegeben hatte, mit einer anderen. ”Die hier ist eine Nummer größer. Ich glaub, das kannst du vertragen.”

Oxana lag nichts daran Lina zu demütigen. Aber einen kleinen Spaß musste sie sich schon mal erlauben. Je stärker das Selbstbewusstsein, mit dem Lina den Tag beenden würde, um so besser würde sie die Angelegenheit auf dem Meo verkraften.

”Und nicht trödeln in der Umkleide. Ich hab noch so einiges mit dir vor.” Oxana hörte ein Poltern und Fluchen aus der Umkleide. Gut, das hat auch gesessen!

Es dauerte einige Minuten, bis sich Lina aus der Umkleide meldete. ”Passt großartig und genau meine Farbe. Ich werd es einpacken, dann sind wir fertig.”

Oxana hatte inzwischen ein paar weitere Modelle ausgesucht und öffnete frech die Tür zur Umkleide. Lina stand vor dem Spiegel und versuchte, das Höschen an Ort und Stelle zu halten. Aufgrund der falschen Größe war die Gravitation deutlich stärker als der Reibungswiderstand. ”Hier sind ein paar andere Varianten für dich, wenn du dich aus den Kartoffelsäcken, die du grad an hast, befreit hast.” Sie zupfte Lina kurz am BH, der drohte, von ihren Schultern zu gleiten. Die Headhunterin wusste gar nicht, wo sie zuerst hingreifen sollte, damit ihr keines der Kleidungsstücke abhanden kam. Oxana hing die neuen Kombinationen an einen Haken und schnappte sich Linas eigene Unterwäsche. ”Die brauchst du nicht mehr!” Damit war sich Oxana sicher, dass Lina das Geschäft mit schönen Dessous am Leib verlassen würde.

Nachdem sie die alten Klamotten entsorgt hatte, kam sie mit einer Verkäuferin im Schlepptau zur Umkleide zurück. Oxana bat sie, sich auf die andere Seite zu stellen und erstmal nichts zu sagen. Sie wollte Lina überraschen, ihr einen weiteren kleinen Schrecken einjagen.
”Wie weit bist du? Muss ich reinkommen und mit Hand anlegen? Oder kommst du freiwillig raus?”
”Raus? Du meinst raus raus? Aus der Umkleide? Nein, das kann ich nicht. All die Leute!”
”Welche Leute? Wir sind ganz allein. Hm, macht dir das etwa Angst? Ich versprech dir, ich werde dich nicht anfassen!”
”Angst? Ich...ähm, nein...natürlich hab ich keine Angst. Pah! Ich und Angst! Oh, man, mir zittern vielleicht die Knie. Muss an der Klimaanlage liegen.”

Dennoch öffnete sich die Tür und Lina kam vorsichtig heraus. Sie schaute zu Oxana, die ihr fest in die Augen blickte. Die Piratin musste sich zusammenreißen, Lina nicht gleich offensichtlich ‘auf die Wäsche’ zu gucken - geschweige denn ihr an die Wäsche zu gehen. Das musste warten. Sie versuchte, Lina Mut und Zuversicht durch ihren Augenkontakt zu vermitteln. Für die Headhunterin war es in dieser Situation aber eher wie zwischen Kaninchen und Schlange. Sie wollte wegrennen, konnte aber nicht. Ihre Gedanken machten wilde Sprünge und nicht selten trafen sie dabei auf den Begriff ‘SGP-Hexe’.

Als Lina vor Verlegenheit die Augen niederschlug und vorsichtig die Arme, die sie vor die interessanten Stellen gehalten hatte, senkte, da wagte auch Oxana einen Blick. Na, jetzt hast du sie endlich in Unterwäsche vor dir. Und jetzt?

Jetzt ging der Spaß erst richtig los!