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Zusammen mit einem engen, seitlich geschlitzten Rock hatte Oxana auch eine Nachricht für Lina an der Kasse hinterlegt.

”Ich bin wirklich stolz auf dich! Wenn du diese Nachricht liest, hast du dich aus der Umkleide hinausgewagt und bis, bekleidet nur mit Slip und sexy Top, quer durch den Laden zur Kasse gegangen. Ich bin mir sicher, dass einigen der anderen Kundinnen und vor allem Kunden, die Augen und Münder offen gestanden haben. Bei einigen vielleicht vor Entsätzen, dass sich jemand so freizügig durch den Laden wagt. Aber bei den meisten aber sicher vor Neid oder vor Verlangen!

Ich hätte ihre Gesichter gern gesehen - und dich natürlich auch!

Aber da ich uns nicht länger von einem guten Drink abhalten will, nehme ich mir die Freiheit, dir ein Paar Schuhe zu besorgen. Keine Sorge, sie werden passen. Deine Fußlänge habe ich vorhin, als ich deine Hose auszog, grob abgemessen. Den Rest wird der Schuh selbst besorgen , vertrau mir.

Wir sehen uns dann hoffentlich in der Bar ‘Steam’. Sie liegt oben auf dem Hügel Chuck, also praktisch genau über uns. Nimm den Aufzug in der Mitte der Passage. Frag am Eingang der Bar nach Tisch 13.

Solltest du keine Lust mehr auf meine Gesellschaft haben, nun, dann sehen wir uns Morgen beim Triathlon. Das verspreche ich dir.

Die SGP-Hexe”

Jetzt wartete Oxana, an Tisch 13. Offiziell gab es keinen Tisch 13, aber das Personal wusste, wo er war. Die Bar war in einem Teil der historischen Festung auf dem Berg Chuck untergebracht. Aufgrund des angenehmen Klimas war der größte Teil des ‘Steam’ eine offene Terrasse, verteilt über mehrere Ebenen. Überragt wurden diese verschiedenen Ebenen von den Überresten eines Wehrturms. Die Festung existierte schon, als die ersten Siedler auf dem Reebourn Major landeten.

Viel mehr wusste Oxana aber auch nicht. Nur, dass mit Tisch 13 die exklusive Sitzgruppe auf dem Turm bezeichnet wurde. Und eben dort wartete sie nun auf Lina.



”Hast du dich verlaufen? Oder kommst du so spät, weil es in der Umkleide länger gedauert hat?” Oxana konnte es einfach nicht lassen, Lina ein klein wenig zu frotzeln. Die Headhunterin ließ sich in die bequemen Kissen der Sitzgruppe sinken und griff nach einem Glas. Der Geruch allein verriet ihr: NLS Sakura-Rum. ”Vielleicht hatte ich ja Besuch in der Kabine...”

Oxana, die sich natürlich für einen Martini entschieden hatte, ließ beinahe ihr Glas fallen. ”Hattest du? Wer war es? Die Angestellte? Oder einer der männlichen Kunden?”

”Natürlich nicht! Meinst du, mich würde jemand in der Umkleidekabine beglücken?”

”Ich würde es tun, klar. Komm, lass uns zurückgehen!”

Jetzt war es an Lina, das Glas fast aus der Hand zu verlieren. ”Scherz! Also das mit dem Zurückgehen zumindest. Ich will jetzt den Drink geniessen.” Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: ”Und dir die Möglichkeit geben zu entscheiden, wie du den Rest des Abends verbringen willst.” Sie schaute zu Lina hinüber, die die Aussicht zu genießen schien.
Der Turm bot die Aussicht über Lisiya, das alte Viertel von Gno-Chuck mit den Hügeln Gno und Chuck. Zwischen ihnen floss träge der Yurrim und speiste in etwa 500 Metern Entfernung den Turim See. Hinter Gno-Chuck begann ein kleiner Waldstreifen, der den Rest der Stadt vom Raumhafen trennte. Dort standen noch immer die ‘SdN Dragon Slave’ und die ‘Puerto_Rico’.

Doch all das war es nicht, was Lina betrachtete. Ihre Aussicht galt Oxana. ”Vielleicht jage ich dich zur Abwechslung mal nackt durch die Straßen? Ach, was, bei meinem Glück würde dir das vermutlich noch Spaß machen.” Oxana musste schmunzeln, hatte sie doch nach einigen Martinis auf fast nüchternen Magen eine ähnliche Schlussfolgerung gezogen. ”Da könntest du Recht haben, ja.”

”Eine andere Form der Genugtuung wäre, dir ein paar schöne Löcher in dein Segelboot zu brennen und dich eine Woche in den Kerker zu stecken.” Lina hob abwehrend ihre Hand, als wüsste sie genau, was Oxana sagen wollte. ”Ich weiß, ich weiß. Das bekomm ich ja nicht mal hin, wenn du dein Schiff vor meiner Station parkst und dich schlafen legst. Dennoch wäre es ein gutes Gefühl nach all dem heute.” Lina machte eine alles umfassende Geste und prostete Oxana danach zu.

”Also ich hab viel Spaß gehabt heute.” Oxana trank ihr Glas leer und ließ es achtlos auf die Kissen sinken. Langsam bewegte sie sich auf Lina zu, die zurück zu weichen versuchte. Aber die Kissen ließen eben nur so viel zu, dann war Schluss mit dem Fluchtversuch. Oxana näherte sich der Headhunterin noch ein Stück weiter, bis sie sich letztlich deutlich über Lina gebeugt hatte. Für einige Augenblicke schaute sie ihr nur tief in die Augen, ließ sie mit ihren eigenen Gedanken, Ängsten und Gefühlen allein.

”Aber da man aufhören soll, wenn es am schönsten ist, werde ich jetzt auf mein Schiff zurückkehren.” Oxana richtete sich auf und ging zur schmalen Treppe, die sie zur eigentlichen Bar und letztlich zum Ausgang führen würde. Auch Lina kam aus den Kissen wieder ein Stück nach vorn, folgte Oxana mit ihrem Blick. Am Austritt der Treppe blieb die Piratin nochmals stehen.
”Verdammt, wer hat sich nur solch unsinnigen Weisheiten einfallen lassen? Muss ein größerer Angsthase als du gewesen sein.”

Lina, nicht ganz schlüssig, auf was Oxana hinaus wollte, lehnte sich vor. Aber Oxana widerstand dem Verlangen, ihr in den Ausschnitt zu gucken und verschwand die Treppe hinab. Die Headhunterin seufzte, schenkte sich ihr Glas nochmals voll und warf sich zurück in die Kissen. Sie lauschte den Geräuschen von Oxanas Schritten auf der Treppe, die langsam leiser wurden - nur um dann plötzlich festzustellen, dass sie wieder lauter wurden. Als das Geräusch verstarb, da stand die ‘SGP-Hexe’ nochmals an der Treppe.
”Ich hab noch etwas vergessen...Cinderella! Deine neuen Schuhe findest du hier auf der Treppe.” Oxana zwinkerte Lina noch ein letztes Mal zu. ”Und wenn du Hilfe brauchst beim Top, du weißt, wo mein Schiff steht.”