Stories

Die schnelle Korvette aus dem Pool des van Braak Unternehmens schoss aus dem Wurmloch zwischen Eta und Miras heraus und nahm direkt Kurs auf den Padoel. Dort mussten ein paar kleinere Aggregate ausgetauscht werden, aber dieser Prozess dauert bei den hochspezialisierten Werften nur Minuten - zumindest, wenn der Preis stimmte. Und Davy konnte bei Flügen mit Schiffen des van Braak Unternehmens auf eine Unsumme an Credits zurückgreifen. Daher war er nach etwas mehr als einer Stunde auf dem Padoel schon wieder unterwegs.

Die Korvette, die den Eigennamen FLASH trug, war ein Sondermodell, extra für schnelle Kurierflüge konzipiert. Die Strecke zum Schuine Birade war schnell überbrückt, nächster Halt war schon der Bepinus. Davy regulierte die Musik in seinem Kopf ein wenig herunter und informierte sich über das Hypercom-Netz über den Status des Cruiseliners ‘Caracas Nights’.

Hm, bereits in der Werft. Nun, dann bleibt ja nicht mehr viel Zeit. Der ‘Sammler’ meldete seine Landung auf dem Bepinus bei den zuständigen Behörden Rivera City an. Seine Stellung im Unternehmen von Lester van Braak ermöglichte es ihm, eine persönliche Abfertigung aller Formalitäten an Bord der FLASH zu erbitten. Das würde die übliche Prozedur vom Durchlaufen der Kontrolle in einem Terminal unnötig machen und ihm wertvolle Zeit bringen. Schon 15 Minuten nach der Landung war er in einem exklusiven Gleiter unterwegs zum Treffpunkt, wo ‘Columbus’ aller Voraussicht nach schon auf ihn warten würde.



”Nun, genug der Höflichkeitsfloskeln. Haben sie die Bilder dabei?” Davy begrüßte die Entscheidung von “Columbus’, einen Tisch in gewählt zu haben, der es ihm ermöglichen würde, die Bilder in Ruhe zu betrachten, ohne dass ihm dabei jemand über die Schulter gucken konnte. Der Mann, der ihm gegenüber saß, wirkte nervös. Auch ein gutes Zeichen. Dann bleibt er aufmerksam und konzentriert.

Der Mann schob ihm ein Datapad zu, auf dem Davy durch eine Serie von Bildern scrollen konnte. ”Was wissen Sie sonst noch von ihr?” Während er sich die Bilder der Frau, die nur einen Bikini trug, betrachtete, eröffnete ihm der Mann gegenüber die spärlichen Fakten, die er im Stande gewesen war, zusammen zu tragen. Da Oxana sich und Blake natürlich nicht unter ihrem richtigen Namen eingebucht hatte, sondern eine von diversen Scheinidentitäten benutzt hatte, waren die ‘Fakten’ alle samt aus der Konserve. Sorgfältig ausgewählt und passend zurechtgeschnitten.

Die Bilder zeigten einen sehr ansprechenden Körper, das Gesicht wirkte allerdings seltsam stumpft. Nun, nicht verwunderlich, wenn man die Umstände betrachtet. Freiwillig hat sie sich sicher nicht in die Gewalt des Sicherheitschefs begeben, oder für die Bilder posiert. ”Wer weiß sonst noch von ihr? Wer wird sie vermissen?”

Diese Frage war für den ‘Sammler’ sehr wichtig. Er konnte es sich nicht leisten, dass es nach dem ersten Kontakt der Frau zu Lester van Braak noch zu viele unangenehme Fragen gab oder mit einer groß angelegten Suchaktion gerechnet werden musste. Ohne kleinere Komplikationen gingen solche Transfers natürlich nie über die Bühne, doch die Informationen, die ‘Columbus’ ihm präsentiert hatte, ließen hoffen, dass die Frau auf den Bildern annähernd ‘bedeutungslos’ war - soll heißen: Es würde sich kaum jemand vermissen oder nach ihr suchen.

Natürlich konnte der Sicherheitschef der ‘Caracas Nights’ Davy gegenüber nicht verschweigen, dass es einen Passagier gab, der sich nicht davon abbringen lassen wollte, dass seine Bekannte noch irgendwo auf dem Schiff war. Sobald er das Paket an den ‘Sammler’ abgegeben hatte, würde er dem Passagier Zugang zu allen Daten und Bereichen des Schiffes anbieten, um ihn davon zu überzeugen, dass die Frau auf dem Mars verschwunden war - und nicht erst auf dem Bepinus das Schiff verlassen hatte, wenn auch unfreiwillig.

Während die beiden Männer die weiteren Details besprachen, die den Transport der Frau vom Kreuzfahrer zur Pegasus betraf, stellte sich in Davy das aufregende Gefühl ein, wieder einmal einen ‘guten Fang’ gemacht zu haben. Die Frau auf den Bildern schien wie für seinen Job gemacht. Selbstverständlich verbot es sich für Davy, Hand an etwas zu legen, das für seinen Boss bestimmt war. Aber ganz unberührt ließen ihn die Momente mit ‘seiner Beute’ nie. So auch diesmal, er verspürte die Lust, seinen Erfolg entsprechend zu feiern.

Er ließ seinen Blick durch das Restaurant schweifen, ohne wirklich über eine Absicht nachzudenken. Seine Konzentration galt noch immer dem Gespräch mit ‘Columbus’. Ohne sich dessen bewusst zu werden, kehrte sein Blick immer wieder zu einem Tisch zurück, an dem ein Paar saß. In seinem Bewusstsein formte sich ein noch unscharfes Bild von einem schlanken Schenkel, der in einem schwarzen Stiefel mit breiter Krempe steckte. Nach und nach gewann das Bild mehr an Kontur und weitete sich langsam aus - beanspruchte mehr und mehr von Davys Konzentration. Aber er zwang sich, es so lang am Rande seines Bewusstseins zu belassen, bis er alle Punkte seiner Arbeit erledigt hatte.


.