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Oxana sah ihren Vater, der sich mit einer großen Lieferung Unterwasserpflanzen auf den Weg nach Puerto Rico machte und ihr noch ein Mal fröhlich zuwinkte. “Ich muss nach Puerto Rico. Dort gibt es einen Händler, der mir einen tollen Preis geboten hat.” Oxana hatte ihn unbedingt begleiten wollen, wollte nicht allein zurück bleiben bei ihrer kranken Mutter. Zumindest hatte man ihr gesagt, dass sie krank war. Dass sie abhängig war von Medikamenten und irgendwelchen Drogen hatte sie erst sehr viel später erfahren. Ironischer Weise waren es Drogen, die aus den seltenen Unterwasserpflanzen hergestellt wurden, die ihr Vater anbaute. Aber auch das erfuhr sie erst sehr viel später.

Seit einigen Monaten waren die Einkünfte stark zurück gegangen und ihr Vater war nicht mehr der lebensfrohe Mensch der früheren Jahre. Doch als das Angebot aus Puerto Rico eintraf, da hatte er gestrahlt, hatte sich gefreut und gemeint, alles würde wieder besser werden. Für etwas mehr als drei Wochen hatte es kaum ein anderes Thema für ihn gegeben, immer wieder Puerto Rico. Er hatte ihr Bilder der Insel gezeigt und ihr bei den gemeinsamen Fahrten mit dem Boot von den Städten erzählten. Von den bunten Farben, den fröhlichen Menschen und den hübschen Frauen. Dadurch wurde “Puerto Rico” für seine Tochter zu einem Ideal; zu etwas, dass ihren Vater glücklich machte. Und wenn ihr Vater glücklich war, dann war auch Oxana glücklich.

Aber als sie ihn davonfahren sah, da war sie plötzlich nicht mehr glücklich gewesen. Das Bild, das sich als eines der wenigen Bilder ihrer Jugend in ihre Erinnerung eingebrannt hatte, war das letzte Bild von ihrem Vater gewesen. Sie hatte ihn nie wieder gesehen, und der Schmerz darüber, der nie wirklich verklungen war, brach mit einem Mal wieder voll auf. Oxanas Kopfschmerzen waren plötzlich nur noch zweitrangig. Der Schmerz in ihrer Seele saß tiefer und verletzte sie um so mehr. Sie war damals als Jugendliche so hilflos gewesen, hatte nichts an den Ereignissen ändern können. Und nun war sie wieder hilflos, dabei hatte sie sich geschworen, niemals wieder so den Dingen ausgeliefert zu sein.

Die Erinnerung an ihren Vater schien ein Reihe unliebsamer Bilder aus ihrer Erinnerung freigelegt zu haben, die nun mit Macht über Oxana herfielen und sie verletzten. Ihre Mutter, die nach dem Verschwinden von Oxanas Vater noch unerträglicher wurde, als sie es schon gewesen war. Ihr Bruder, der kurz nach Vaters Verschwinden von zu Hause fort gelaufen war und Oxana und ihre Mutter einfach im Stich gelassen hatte. Oxana sah ihn deutlich vor sich, wie er sie schlagen wollte, nachdem er sie mit der Ärztin ihrer Mutter im Bootshangar erwischt hatte. Es war Oxanas erste intime Begegnung mit einer anderen Frau gewesen. Sie war damals grad 18 Jahre alt gewesen. Es war ihre erste intime Begegnung mit einer anderen Person überhaupt - und sie hatte eine doch so prägende Wirkung auf ihr weiteres Leben gehabt. Ihr Bruder hatte selbst ein Auge auf die dunkelhaarige, sonnengebräunte Schönheit geworfen und er konnte es nicht ertragen, dass sie mit Oxana intim geworden war, ihn aber nicht beachtete. War er doch 7 Jahre älter als seine Schwester und somit eher in dem Alter, um mit der Mittdreißigerin etwas anzufangen. Für einen Augenblick dominierte der Gedanke an diese erotische Begegnung Oxanas Empfinden.


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