Stories

Epilog

Wenige Tage später.

Lester Schritt die lange Säulenhalle herunter. Seine Schritte hallten von den Mauern zurück und zerissen die Stille, welche einen Moment früher noch so greifbar schien. Lauter als der Hall der Schritte kam ihm jedoch das Klopfen seines Herzens vor. Er hatte ihn an diesen Ort bestellt. Es war das erste mal, dass er ihn treffen würde. Jedenfalls ließ seine Naivität ihn das glauben. Zunächst schritt er jedoch weiter die Halle herunter, ohne die komplizierten Verzierungen auf den Säulen zu beachten. Oder das riesige futuristisch anmutende Fenster am Ende der Halle. Weiterhin versuchte er nicht über die gigantischen Ausmaße der Halle nachzudenken, sondern sich vollends auf das bevorstehende Gespräch zu konzentrieren. Lester würde sich wegen Kimberlys Flucht rechtfertigen müssen und über die Umstände informieren müssen. Und er hoffte, dass Kim stillgehalten hatte und die Wahrheit niemals ans Licht kommen würde. Endlich hatte er die Halle durchquert und stand am Rande eines roten Tepichs. Vor ihm waren ein paar Stufen, die auf einenn massiven Steinaltar hinaufliefen. Etwas ratlos sah Lester sich um und fragte sich, was passieren würde. Das bläuliche Licht erzeugte eine ihm uneimliche Stimmung. Sein mehrere Meter langer Schatten trug nicht dazu bei sie angenehmer zu gestalten. Lester entschied sich dazu den Altar näher zu betrachten. Die durch den Teppich gedämpften Schritte waren zunächst ungewohnt, aber sich weiter darüber Gedanken zu machen schien ihm zu dumm. Hinter dem Altar fand er Chiara Five, die auf einem Stuhl schaukelte und Kaugumiblasen platzen ließ. Er hielt die kleine für unausstehlich. Arrogant, aber in ihrem Jäger begabt wie kaum jemand anders bei FutureTECH. Ihre langen blonden Haare waren zu 2 Zöpfen geflochten. Auf ihre Art war sie süß, wenn auch viel zu Jung für ihn.


"Was machst du hier?"

Lester war etwas gereizt. Er hatte nicht damit gerechnet gerade sie hier sitzen zu sehen.

"Auf dich warten."
"Und du wartest auf mich weil...?"
Chiara blieb gelassen und ließ sich nicht provozieren. Stattdessen ließ sie noch eine Kaugumiblase platzen bevor sie antwortete.

"Mir wurde aufgetragen mit dir über deinen letzten Auftrag zu sprechen."

Lester konnte seine Entäuschung nur mit Mühe verbergen.

"Er ist nicht zufrieden damit, wie du den Auftrag beendet hast."
"Mein Auftrag wurde beendet. Es war nicht meine Schuld wie das gelaufen ist."
"Ob dich eine Schuld trifft oder nicht wird sich noch klären. Er ist gespannt deine Version der Geschichte zu hören."
"Version?! Es gibt Versionen?"
"Das hat dich nicht zu interessieren." Chiara lächelte sadistisch. Es verströmte diese Arroganz welche er an ihr so hasste. "Berichte.
"Ich war unterwegs. Genaugenommen war ich dabei Vorbereitungen für den nächsten Aufenthalt und darüber hinaus zu treffen.
"Konkretisiere."

Zähneknirschend begann er seine Aufzählung. Sie war zwar komplett gelogen, aber er hatte dafür gesorgt, dass die nachprüfbaren Fakten seine Geschichte bestätigen würden.

"Zunächst musste ich den nächsten Unterschlupf vorbereiten. Wie du vielleicht weißt waren soviele Ortswechsel nicht geplant. Danach habe ich in einem Einrichtungshaus angerufen. Sie sollten in den nächsten Tagen mein Zimmer und die Wohnung auf die Ankunft eines 14 jährigen Mädchens vorbereiten."

Er reichte ihr ein Pad mit den Daten des Möbelhauses und dem Bestellbeleg. Er hatte den Mitarbeiter dort mit genug Credits bestochen, dass er die nächsten 3 Monate Urlaub auf dem Shurion machen könnte. Chiara nickte anerkennend.

"Auf dem Rückweg wäre ich fast mit dem Polizeigeschwader zusammengestoßen, was gerade im Anflug auf das Haus war. Sie waren in der Überzahl, einen offenen Kampf zu riskieren wäre törricht gewesen. Was im Haus vorgefallen ist weiß ich nicht. Der Arzt, der mir übrigens von ihm nahegelegt wurde meinte er könne schon allein auf eine paralysierte Göre aufpassen. Was sagt der Arzt dazu? Ich nehme an er wurde schon aus dem Gefängnis befreit?"
"Der Arzt ist tot."
"Tot? Lester bemühte sich überrascht zu wirken. Er wusste dass der Arzt tot war. Er hatte ihn schließlich umgebracht.
"Es scheint, als hätte er versucht sie zu vergewaltigen. Er hat unterschätzt wozu Frauen in Bedrängis fähig sind und hat die gerechte Strafe dafür erhalten. Ich werde im Abschlussbericht schreiben, dass du deinen Job in den dir vorgegebenen Parametern erfüllt hast und die äußeren Umstände zum Scheitern des Auftrags geführt haben. Gib dir das nächste mal einfach mehr Mühe, OK?"

Zum ersten mal sah er so etwas wie Aufrichtigkeit in Chiaras Gesicht.

"Ok."
"Dann darfst du jetzt gehen."