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Das Licht in seinem Quartier war auf 30% gedimmt worden, was zur Folge hatte, dass das Flimmern des Bildschirms fast den gesamten Wohnraum ist ein ungesundes, fahles Licht tauchte. Genzo saß schief auf der Couch und starrte auf den Monitor. Stundenlang hatte er die Überwachungsaufzeichnungen der Station gewälzt, mit dem Ziel eine Spur dieser unbekannten Frau zu finden. Vor wenigen Minuten war er dann fündig geworden. Eine der Sicherheitskameras auf dem Hangar-Deck hatte sie für einige Sekunden erfasst.

Trotz der Tatsache, dass die Bildqualität alles andere als hervorragend war, konnte man das Gesicht der Frau deutlich erkennen. Genzo griff nach der Flasche die neben ihm auf dem kleinen Tisch lag. Einen Moment lang starrte er auf das Etikett, dann drehte er den Deckel ab und nahm einen großen Schluck direkt aus der Flasche.

Die Flüssigkeit brannte in seiner Kehle wie Feuer. Beim ersten Schluck hatte ihn dies noch gestört und einen Würge-Reflex ausgelöst, doch inzwischen war die Flasche fast leer. Das einzige was blieb, war eine wohlige Wärme in seinem Magen, und das Gefühl, dass der Alkohol den Schmerz langsam aber sich betäubte. Jahrelang war er fest in dem Glauben, dass Juna nicht mehr am Leben war, und nun tauchte sie hier plötzlich auf, unter einem anderen Namen, und auf seiner Station?

Immer wieder versuchte er sich einzureden, dass es ein böses Spiel war, das jemand mit ihm spielte. Das es nicht Juna war, die dort zu erkennen war. Es musste seine Erinnerung sein, die ihm diesen Streich spielte, oder nicht? Sein Blick irrte durch das Zimmer und blieb auf einer der Ablagen beben der Tür hängen. Dort lag die Kette mit dem Rubin. Der einzige echte Beweis, den er hatte. Diese Aufzeichnungen konnte jemand gefälscht haben, vielleicht jemand aus alten Zeiten der noch eine Rechnung mit ihm offen hatte. Doch die Kette…

Genzo spürte, wie der Alkohol langsam seine Sinne vernebelte. Es fiel ihm immer schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen, doch eines war ihm völlig klar, er musste irgendwie versuchen, die Frau zu finden. Egal ob es nun Juna war, oder nicht, so lange er keine Gewissheit haben würde, würde ihn diese Sache nicht loslassen!

Langsam versuchte er sich aufzurichten und griff erneut nach der Flasche, als sich plötzlich die Tür seines Quartiers öffnete. Lee stand davor, in Begleitung einer jungen, blonden Frau. Überrascht blickte er Genzo an. «Alter, ich wollte ja schon was sagen, weil du mein Klingeln ignoriert hast, aber jetzt… Du siehst echt Scheiße aus! Jessy, geh mal zu den Jungs auf die Kommandobrücke, vielleicht kannst du dich da irgendwie nützlich machen.» wies er die junge Frau an, während er den Wohnraum betrat und langsam auf Genzo zuging.

Die junge Frau nickte und machte sofort kehrt.

«Ey, wer dich denn hier rein gelassen? Was willst du von mir?» lallte Genzo während er wild mit den Händen hin und her fuchtelte.

Lee zog eine Augenbraue hoch. «Ach weißt du, ich habe da so meine Tricks. Aber das spielt wohl auch keine Rolle.» Langsam griff er nach der leeren Flasche die umgekippt auf dem Tisch lag. «Oha, ein ganz edler Tropfen. Glaub mir, morgen wirst du nen ganz schönen Schädel haben!»

Genzo versuchte mit den Schultern zu zucken, was irgendwie merkwürdig aussah. «Was denn, is mir doch scheißegal! Ich muss Juna finden, sie is nich tot, alles nur Theater.»

«Also als erstes, musst du mal ne Runde schlafen, und dann sehen wir weiter. Ich wird dich nun ins Bett bringen, und morgen kannst du mir dann alles in Ruhe erklären.»




Einige Stunden später
«Oh Gott, erinner mich bitte das nächste mal daran, dass ich mich nicht so hirnlos volllaufen lasse! Ich hab das Gefühl, als ob ne ganze Elefantenherde durch meinen Schädel rennt.» Genzo legte den Kopf zurück und fasste sich an die Stirn. «Dabei habe ich immer gedacht, von einem guten Rum würde man keine Kopfschmerzen kriegen!»

Lee versuchte sichtlich, sich zu beherrschen um nicht laut loslachen zu müssen. «Alter, du hast die ganze Flasche leer gemacht. Du bist n Schluckspecht! Außerdem hast du die ganze Zeit irgendwas von so einer Juna gefaselt, keine Ahnung, was das ist, aber die scheints dir ja echt angetan zu haben.»

Genzo schüttelte den Kopf. Zuerst hatte er nicht vor, mit Lee über die Sache zu reden, doch welche Optionen blieben ihm schon? Hyuza war verschwunden, Imelde irgendwo auf Frasu, und aus seiner Crew würde er sicherlich mit keinem über die Sache reden. So kam es, wie es kommen musste, er erzählte Lee die ganze Geschichte von Anfang an.

Lee, der normalerweise wenig von solchen gefühlsduseligen Geschichten hielt, schien förmlich an Genzos Lippen zu kleben. Als dieser seinen Bericht abgeschlossen hatte, lehnte er sich zurück und applaudierte leise. «Man, das ist ja fast Filmreif, echt jetzt.»

«Glaub mir, ich wünschte, es wäre alles nur ein Film, den ich einfach so abschalten könnte, aber dem ist leider nicht so. Verstehst du jetzt, warum ich mir gestern einen hinter die Binde gegossen habe?» Genzo starrte weiter an die Decke.

Lee nickte. «Na ja, also ich hab mir schon aus weitaus geringeren Gründen die Birne weggeknallt, aber egal. So wie ich die Sache sehe, müssen wir wohl versuchen, diese Juna-Tussi zu finden, egal was es kostet.»

«Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du sie nicht…» wollte Genzo ihn korrigieren.

«Schon gut, schon gut. Also wir müssen diese Juna finden.»

Genzo nickte zustimmend. «Ich habe schon versucht, über die Sicherheitsbehörden irgendwas rauszufinden, aber keine Chance. Dass man die Frau auf meiner Station gefasst hat, scheint denen absolut egal zu sein.»

Lee erhob sich aus seinem Stuhl und versuchte sich vornehm den Mund mit der Serviette abzuputzen wobei er unfreiwillig komisch wirkte. «Pass mal auf, Ich war schon so oft im Knast, ich hab da so meine Quellen. Ich wird die mal anhauen und dir dann heute Abend Bescheid geben.»

Genzo zuckte mit den Schultern. «Wenn du glaubst, das bringt was, versuch dein Glück. Ich lasse mich dann mal überraschen.»