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"DU HAST VERSUCHT EIN FRACHTSHUTTLE ZU KLAUEN?"
Er schrie. Zwei Ordnungshüter hatten sie bei dem Versuch erwischt ein Shuttle zu klauen und sie wieder in die Obhut ihres Vaters gebracht. Er hatte schon wieder getrunken. Aber nicht genug um komplett auszurasten. Auch nicht genug, dass die Polizei es gemerkt hätte. Vielleicht würde er sie ja diesmal nicht verprügeln, aber eigentlich machte Natalie sich da wenig Hoffnungen.
"Wie willst du überhaupt ein Raumschiff Fliegen?" Er lachte. Sie schwieg.
"Und überhaupt! Geht's dir denn nicht gut hier?"
"Fick dich!" giftete sie ihn an. Die Backpfeife folgte im gleichen Atemzug und warf sie zu Boden, wobei sie sich den Kopf an der Kante der Kommode stieß. Benommen rappelte sie sich wieder auf. Blut rann ihr von der Schläfe.
"Wenn deine Mutter nur sehen könnte was für eine verzogene Göre du geworden bist!"
"Wenn deine Frau nur sehen könnte was für ein ekelhafter Säufer du geworden bist!" Diesmal ahnte sie den Schlag voraus und duckte sich nach unten weg. Dann rannte Richtung Treppe in ihr Zimmer. Die Faust die für ihr Gesicht bestimmt war landete in der dünnen Wand und hinterließ eine tiefe Delle.
"Du kleine Schlampe!" Er setzte ihr nach, doch der Whiskey hatte bereits seine Sinne benebelt. Auf dem Weg nach oben warf sie allerlei Einrichtungsgegenstände um. Vielleicht würden sie ihn bremsen. Viel Zeit würde ihr trotzdem nicht bleiben. Instinktiv wusste sie, dass heute der Tag war.

Heute würde sie ihn umbringen.

In ihrem Zimmer warf sie die Tür zu und schob ihre Kleiderkommode davor. Gerade noch rechtzeitig, denn die Tür begann bereits zu rappeln. Die Kommode würde ihr die Zeit geben die sie brauchte. Sie rannte zu ihrem Bett und hörte ihren Vater fluchen.

"Du kleine Schlampe! Mach auf! Dir werde ich Respekt beibringen!"

Innerlich lachte sie. Er würde gleich Respekt beigebracht bekommen. Die Schritte an der Tür entfernten sich. Unter dem Bett kramte sie die kleine Schatulle hervor. Darin lag der Blaster den sie geklaut hatte. Der Blaster der seinem Leben gleich ein Ende bereiten würde. Viel zu lange hatte sie auf den richtigen Moment warten müssen. Das Hämmern an der Tür fing wieder an. Sie öffnete sich einen kleinen Spalt breit und schob die Kommode vor. Natalie stellte sich davor und umklammerte den Blaster mit beiden Händen. Sie zitterte. Das Adrenalin was durch ihren Körper schoss verschaffte ihr keinen Festen stand, doch verlieh es ihr die Entschlossenheit die sie brauchen würde. Die Tür öffnete sich ein weiteres Stück. Ein Baseballschläger lugte aus dem Spalt hervor und hebelte die Tür weiter auf. Der Baseballschläger bedeutete, dass sie ihn diesmal ziemlich ans Bein gepisst hatte. Mal wieder. Der Spalt war jetzt so groß, dass sie durch die Tür gepasst hätte. Stattdessen ragte der Arm ihres Vaters heraus und rüttelte an der Kommode. Er warf sie um und trat die Tür ein. Das letzte was er sah, war seine kleine Tochter mit einem rauchenden Blaster in der Hand. Das letzte was er sagte war „Natalie! Ich...“ Dann sank er mit einem großem, schwarzem Loch im Bauch, röchelnd zu Boden.

Noch immer zitternd und noch immer den Blaster mit beiden Händen fest umklammernd ging sie vorsichtig zu ihrem Vater, der Blut spuckend am Boden lag und versuchte etwas zu sagen. Nur kurz betrachtete sie ihr Werk, denn es ekelte sie an ihren Vater so zu sehen. Sie wendete sich von ihm ab und ging ins Bad. Mit einem Handtuch wischte sie sich das Blut aus dem Gesicht. Eine kleine Platzwunde, aber nichts, was sie jetzt noch von ihrem Plan abhalten konnte. Nachdem sie die Wunde notdürftig versorgt hatte band sie sich ein Kopftuch um, dann packte ein paar Dinge in ihren Rucksack. Nur das nötigste. In der Küche klaute sie sich die Creditsticks und Karten ihres Vaters. Er würde sie nicht mehr brauchen. Dann verließ sie das Haus und ihren im sterben liegenden Vater und bestieg seinen Gleiter.

Wenig später befand sie sich im Anflug auf den Intergalaktischen Raumhafen in Washington DC um eine Möglichkeit von diesem Planeten zu finden. Wenn jemand merken würde, was Zuhause passiert war, wären bald die Sicherheitskräfte hinter ihr her. Und darauf wollte sie es nicht anlegen.