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Der Raumhafen war riesig, auch wenn Natalie versuchte sich gekonnt cool zu geben. Sie wollte nicht zu sehr als fünfzehnjähriges Mädchen auffallen, was aufgrund der Schuluniform, die sie noch trug wohl nicht funktionierte. Aber wie Menschen in Raumhäfen nunmal so sind, interessierte es niemanden wer warum wohin ging. Etwas ratlos ob ihres nächsten Schrittes schlenderte sie über den Hafen und wartete darauf, dass ihr eine Idee kam oder sich eine Möglichkeit zur Flucht bot. Aus ihrem ersten Versuch ein Raumschiff zu klauen hatte sie gelernt vorsichtiger zu sein. Sollte sie wieder erwischt werden, würde sie zu ihrem hoffentlich schon totem Vater gebracht werden, und das würde neue Probleme aufwerfen. In den Docks für kleinere Schiffe hatte sich erstmal keine Möglichkeit geboten ein Schiff zu erbeuten. Überall waren entweder die Piloten an ihren Schiffen am schrauben, oder Mechanikerteams. Oder die Schiffe waren abgeschlossen, und das Knacken von Zugangscodes gehörte eben noch nicht zu ihrem Reportoire. Also spazierte sie weiter über die Promenade, bis eine Gruppe herumblödelnder Mechaniker vor ihr eins der Docks verließ. Ihr mittlerweile etwas geübter Blick verriet ihr, dass der Jäger an dem sie geschraubt hatten ordnungsgemäß verriegelt wurde, doch die ausgelassene Stimmung der Mechaniker ließ sie hoffen, dass die Kerle Feierabend hatten.

Wie sich herausstellte, war es nicht der Feierabend, dem die Mechaniker entgegenblödelten, sondern eine Pause. Trotzdem kam Natalie die Tatsache sehr gelegen. Nachdem die Mechaniker nämlich die Umkleidekabine mit ihren Lunchpacketen in der Hand wieder verlassen hatten, konnte sie sich dort hineinschleichen. Eine kurze Kontrolle der Spinde ergab, dass sie keine Wertsachen enthielten, was keine Überraschung war. Wo man sich so leicht Zugang verschaffen konnte, wurden keine Wertsachen deponiert. Das war es aber eigentlich auch nicht, worauf ihre Durchsuchung abzielte. Was sie eigentlich erbeuten wollte war ein Mechanikeroverall. Und den ergatterte sie auch, sogar passend in ihrer Größe. Schnell war sie ihrer lästigen Schuluniform entledigt und in die Verkleidung eines Mechanikers geschlüpft. Die alten Klamotten ließ sie auf dem Boden liegen. Sie würden keinen Zweck mehr erfüllen. Außer vielleicht zur Verwunderung unter den Dockarbeitern zu führen, die sie nach ihrer Schicht auf dem Boden liegend vorfinden würden. Natalie lächelte bei dem Gedanken, schulterte wieder ihren Rucksack und begab sich zurück zu den Reparaturdocks.

Es dauerte nicht lange und sie fand wonach sie diesmal suchte. Einen Zerstörer der gerade umfassenden Wartungsarbeiten unterzogen wurde. Sie hoffte, dass die Reparaturcrew so groß war, dass sie darunter als Unbekannte nicht auffallen würde. Außerdem würde der größte Teil der Besatzung des Schiffes den Landaufenthalt genießen und ihr somit die Möglichkeit bieten sich ein Versteck auf dem Schiff zu suchen. Sie schnappte sich einen Hydrospanner, den sie sich in das Beinfach ihres Overalls steckte und wischte den Dreck davon in ihrem Gesicht ab, um etwas mehr nach arbeitendem Volk auszusehen. Dann schnappte sie sich eins der Werkzeugcases und schob es langsam die Rampe hoch. Der Wachmann an der Eingangsluke nickte ihr nur gelangweilt zu, machte aber keine Anstalten ihre Identität zu überprüfen. Wahrscheinlich sehnte er sich nur nach einer Raumkneipe und ein paar leichten Mädels. Stattdessen musste er hier Wache schieben und aufpassen, dass sich keine blinden Passagiere an Board schlichen. Welch Ironie, dass er sie so leicht an Board kommen ließ.

Auf dem Zerstörer war sie erstmal etwas orientierungslos. Auf Kampfschiffen machte man es der Entercrew normalerweise nicht so leicht und stellte Hinweisschilder auf wo es ins Lager oder zur Brücke ging. Sie vermutete, dass die unbewohnten Bereiche, die ihr gute Möglichkeiten sich zu verstecken boten sich auf den unteren Decks befanden. Also betätigte sie jede der Türkontrollen auf dem Gang in der Hoffnung, dass sich eine öffnen würde. Es hatte allerdings mehrere Versuche gebraucht bis eine Tür ihr den Gefallen tat sich aufzutun. Sie schob das Werkzeugcase hinein und sah sich um. Dummerweise war es der kleine und völlig leere Frachtraum des Zerstörers. Gänzlich ungeeignet um sich darin zu verstecken. Natalie stieß einen leisen Fluch aus und sah sich weiter um. Die einzige Abwechslung die die Monotonie des Frachtraums bot war eine Leiter, die wahrscheinlich zu einem der höheren Levels führte. Sie beschloß, dass es den Versuch wert war da hineinzuschauen. Besser als doch noch auf einem der Gänge gesehen zu werden und des Schiffes verwiesen zu werden. Den Werkzeugkasten ließ sie achtlos stehen, dann bestieg sie die Leiter in Richtung des oberen Decks. Die Kontrollen an der Luke waren glücklicherweise freigegeben. Im Gegensatz zum hinter ihr liegendem Lager, war der Wartungsschacht vor ihr nur notdürftig in einem roten Ton beleuchtet. Sie zog sich weiter hoch, bis sie an einem Quergang vorbeikam. Sie beschloss dort auf den nächsten Halt des Schiffes zu warten.