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Mit einem flauen Gefühl im Magen, einer zu weit aufgeknöpften weißen Bluse und einem zu kurzem Rock bekleidet betrat Natalie eine der Pilotenbars. Hier lungerten die Piloten rum, betranken sich, warteten auf Aufträge, Handelspartner oder einfach nur darauf endlich mal wieder eine ordentliche Schlägerei zu erleben. Ihre Sachen hatte sie in einem Schließfach bei den Schiffshangars deponiert, Nur den Blaster der ihren Vater getötet hatte trug sie sonst noch bei sich. Sie hatte ihn sorgsam an ihr rechtes Bein getaped, bereit für den schnellen Zugriff. An der Theke bestellte sie sich eine alkoholfreie Colada, was ihr einen missbilligenden Blick des Barkeepers einhandelte. Ob es an dem alkoholfreiem Cocktail lag, oder ihrem billigen Auftreten konnte sie nicht beurteilen.

Am Strohhalm saugend drehte sie sich um, um sich ihr Opfer erspähen. In einer Nische im Halbdunkel sitzend fand sie es endlich. Ein Pilot, vielleicht Mitte bis Ende zwanzig. Beide Arme ruhten auf dem Rückenpolster und vor ihm stand auch irgendein klebriger Cocktail. Sie hoffte, dass er schon etwas angetrunken war. Das würde seine Geilheit steigern und seine Reaktionen verlangsamen. Von seinem getrübten Urteilsvermögen mal ganz abgesehen. Im Moment saß er nur da und blickte stupide und gelangweilt auf sein Glas. Oder einfach nur in Gedanken versunken. Ob er auf irgendjemanden wartete oder sich nur die Zeit vertrieb konnte sie nicht beurteilen. Trotzdem beschloss sie ihr Glück bei diesem da zu versuchen. Ihre Colada in der Hand versuchte sie möglichst aufreizend in Richtung des Piloten zu schlendern.

"Hey da, Pilot." Versuchte sie ihn anzusprechen, ohne so recht zu wissen wie man seinen Körper verkaufte.
"Geh weg." Antwortete er gereizt. Wortlos drehte sie sich um und wollte gerade wieder gehen, als er es sich anders zu überlegen schien. "Warte." Ohne sich ihm wieder zuzuwenden blieb sie stehen und wartete. "Wieviel?" Natalie lächelte. Genau so hatte sie sich das vorgestellt. "Fünfhundert" sagte sie, dann drehte sie sich um und nahm noch einen Schluck durch den Strohalm. Ihr Gegenüber schien kurz zu überlegen, dann willigte er ein, stand auf und warf ein paar Creditstiks auf den Tisch. "Der Cocktail hat ohnehin scheiße geschmeckt."

Dass seine Bewegründe Natalie mit auf sein Zimmer zu nehmen nicht der Sex mit ihr waren, würde sie erst sehr viel später erfahren. Fürs erste musste sie davon ausgehen, dass der Freier, der sie gerade gekauft und den sie gleich um sein Schiff bringen würde gefährlich war und sich zu wehren wusste.

Der blonde Pilot schlang seinen rechten Arm um ihre Hüfte und geleitete sie aus dem Etablissement. Als er das Mädchen, mit der zu weit aufgeknöpften Bluse und dem zu kurzem Rock durch die leeren Gänge der Station führte, fragte er wie alt sie sei. "Siebzehn" log sie und machte sich damit mehr als zwei Jahre älter als sie in Wirklichkeit war. Die Frage nach ihren Eltern beantwortete sie wahrheitsgemäß. Einzig die Tatsache wie sie gestorben waren verschwieg sie ihm. Mit den zwei Fragen schien seine Neugier befriedigt zu sein und er unterließ es sie auf dem Weg in sein Quartier weiter anzusprechen. Nichtmal ihren Namen wollte er wissen. Sie hätte ihm sowieso einen falschen genannt. Sie hatte sein Interesse geweckt. Kein sexuelles Interesse. Er sah in ihr etwas, was nur wenige erkennen würden. Potential.

In seinem Quartier angekommen machte er es sich auf einem Sessel bequem und ließ sie in der Mitte des Raumes stehen. Er faltete die Hände, sah sie an und lächelte. Es war sein Lächeln, wenn er sich auf etwas freute. Genauso hatte es Natalie auch gedeutet, allerdings missverstand sie den Grund der Freude. Bevor sie sich weiter von der grotesken Situation verunsichern lassen konnte, oder der Pilot das Gespräch eröffnen konnte, zog sie den Blaster von ihrem Bein und zielte auf seinen Kopf.

Er lächelte noch immer.

"Wo steht dein Schiff du Wichser!"
"Level 6, Sektion 3." Es wurde immer besser.
"Wie ist der Zugangscode zum Hangar!"
"Gamma 38 - 7293 Blau"
"Und den Mastercode vom Schiff!"
"Omega 3, 4829, Grün."

Sie gab einen Schuss ab, der neben seinem Kopf in der Wand einschlug.

"Folge mir nicht, mit dieser Waffe habe ich bereits getötet, und ich werde es wieder tun. Wenn es sein muss."

Er ließ sie ziehen. Er würde sie finden. Sie aufnehmen und sie ausbilden. Sein Schiff war die Intelligenzija, sein Name war Nemain Naraikina.