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Wie erwartet, hatte sich Shurion als Sackgasse erwiesen. Fast drei Tage lang hatte Genzo versucht, etwas über Inés herauszufinden, aber zum einen schien niemand etwas über die Frau zu wissen, und zum zweiten sprühten die Menschen nicht gerade vor Begeisterung, wenn er irgendwo auftauchte. Alles in Allem war die ganze Suche ein gründlicher Reinfall gewesen. Glücklicherweise verfügte das Hotel in dem er sich eingemietet hatte, über eine kleine gemütliche Bar, schummrig genug, um sich vor sich selbst zu verstecken und in Selbstmitleid zu ertrinken.

Seit dem Hyuza verschwunden ist, schien irgendwie alles schief zu gehen. Erst dieses Chaos innerhalb der Allianz, dann die Sache mit Juna… Die einzigen Konstanten waren die immer pflichtbewusste Imelde, und das Chaos in Person von Lee. Irgendwie erschreckend, wie schnell man von Menschen abhängig wird, und wie wenig notwendig ist, damit einem der Verstand anfängt, Streiche zu spielen.

«Ah, Mr. Isuke, schön, dass ich Sie noch antreffe, ich hatte schon befürchtet, Sie wären bereits abgereist.»

Genzo drehte sich herum, doch er wusste auch so, wem die Stimme gehörte. Die alte Dame die sich ihm langsam näherte, war die Besitzerin des Hotels. Und auch wenn sie auf den ersten Blick wie eine dieser garstigen Hexen aus den Märchenbüchern wirkte, war sie doch eine nette alte Frau die sich mit größter Mühe um das Wohl ihrer Gäste kümmerte. «Nein, erst morgen. Meine Suche hier scheint erledigt zu sein.» Genzo rechnete damit, dass die alte Frau sich von ihm verabschieden wollte.

«Eine Suche ist erst dann beendet, wenn man fündig geworden ist. Aber das ist auch egal. Vorhin war eine junge Frau hier, von der ich Ihnen was ausrichten soll.»

Blitzartig weiteten sich seine Augen. Das konnte doch unmöglich sein, wer außer Imelde und Lee wusste schon, dass er sich hier aufhielt?

«Sie sagte, es wäre ein sinnloses Unterfangen, der Zeit hinterherzurennen. Aber wenn Sie es unbedingt drauf ankommen lassen wollen, dann sollen Sie nach Frasu kommen. Sie würden Sie im Destinia finden.»

Für einen Moment lang herrschte Stille und Genzo starrte die alte Frau an. Nur langsam klarten seine Gedanken wieder auf. «Diese junge Frau, hat sie…»

«Ich habe keine Ahnung, Junge, und ich bin zu alt, um mir Gesichter oder sowas zu merken. Aber für den Fall, dass du direkt abreisen willst, habe ich schon mal deine Rechnung vorbereiten lassen.»

Die alte Frau grinste Genzo an. Sie schien ihn trotz der kurzen Zeitspanne richtig einzuschätzen und erntete dafür ein freundliches Lächeln von Genzo. Bis eben hatte er noch darüber sinniert, wie es weiter gehen sollte, und nun bot sich erneut eine ganz neue Perspektive.

Nachdem Genzo seine Rechnung bezahlt hatte, hatte er sich umgehend auf den Weg zum Raumhafen gemacht, und schon eine Stunde nach seinem Gespräch mit der Herbergsmutter befand er sich wieder im Cockpit seines Jägers, auf dem Weg zum Frasu.

Durch eine Abfrage der Datenbank des Shurionischen Bundes hatte er herausgefunden, dass das Destinia ein neu errichtetes Nobelhotel ist, welches in den San Dimos Hochebenen errichtet wurde. Wie es der Zufall wollte, war das Hotel so gut wie ausgebucht, aber eben nur so gut wie. Jedoch war es erstaunlich, was man für ein halbwegs komfortables Zimmer in dem Komplex zahlen musste, aber das war es ihm wert.

Wenn es sich bei der jungen Frau wirklich um Juna oder Inés handeln würde, würde er dafür auch sein komplettes Vermögen ausgeben. Immerhin könnte es sein, dass dieser Moment richtungsweisend für den Rest seines Lebens werden würde.



Frasu, Hotel Destinia, Zimmer 37331
Genüsslich räkelte sich die junge Frau in den Kissen des Ledersofas, während sie nach ihrem Glas griff. «Ich habe keine Ahnung, wie er dahinter gekommen ist, aber das spielt auch keine Rolle. Ich werde diese Sache nun ein für alle Mal beenden, also machen Sie sich keine Sorgen.»

Auf dem Computerdisplay vor ihr war das Abbild eines älteren Mannes mit grau melierten Haaren zu sehen. «Das würde ich Ihnen raten! Wenn er uns weiter im Weg steht, dann werde ich selbst dafür sorgen, dass dieses Problem gelöst wird! Wir können uns keine weiteren Verzögerungen leisten!»

Die junge Frau lächelte. «Ich verstehe. Aber wie ich bereits sagte, machen Sie sich keine Sorgen. Die Operation läuft bisher wie geplant und ich kann mir kaum vorstellen, dass so ein dahergelaufener Cowboy sie gefährden kann.» Langsam schwenkte sie die Flüssigkeit in dem Glas, nahm einen Schluck, und stellte es dann auf den gläsernen Beistelltisch der Couch.

«Was Sie glauben, ist irrelevant. Wir wissen sehr wohl um ihre frühere Verbindung zu diesem Mann, also machen Sie uns nichts vor. Sorgen Sie einfach dafür, dass alles planmäßig verläuft.»

Die junge Frau nickte, dann wurde die Verbindung beendet. Auf ihrem Gesicht war ein breites Grinsen zu erkennen, sie machte einen sichtlich zufriedenen Eindruck während sie erneut nach dem Glas griff.