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"Verdammt, schon wieder so einer!"

Natalie feuerte noch eine Salve aus den Photonenkanonen ihres Jägers ab, bevor sie den Steuerknüppel scharf herumriss um den Raketen des Kreuzers auszuweichen. Sie drehte eine Schraube, doch der Bordschütze des Angreifenden Schiffes schien ihre Bewegungen vorauszuahnen. Obwohl eine unkontrollierte Trudelbewegung wahrscheinlich das einzige war, was sie und ihre Mangelnden Kentnisse von Angriffstaktiken und Ausweichmanövern jetzt noch davor bewahren konnte geentert zu werden, hielt sie den Steuerknüppel fest, um genau das zu vermeiden. Geentert werden war in diesem Asteroidenfeld immer noch besser als im Trudeln einen von diesen Felsbrocken zu rammen. Der Raketeneinschlag war hart, brachte sie jedoch nur minimal von ihrem geplanten Kurs ab. Ihre Schilde verfügten nur noch über minimale Energiereserven, weswegen sie einen letzten verzweifelten Versuch zur Flucht zu ihrem Besten gab. Mit aller Kraft zog sie den Steuerknüppel an sich heran und setzte zu einem Looping an, den Sie nach der Hälfte beendete. Aus allen vier Boardgeschützen feuernd näherte sie sich dem Kreuzer. Sie hatte vor sich unter ihm wegzuducken und sich unter der Strahlung der Triebwerke unbemerkt ins Asteroidenfeld zu verdrücken, doch wieder machte ihr der Boardschütze einen Strich durch die Rechnung. Eine Rakete traf die Inteligenzija an der Unterseite, eine weitere legte ihren Antrieb lahm. Sie wurde geentert. Schon wieder.

Im Hangar des Kreuzers atmete sie als erstes tief durch. Dann öffnete sie die Luke zum Cockpit und wartete darauf, dass die Entercrew kam und den Jäger nach Wertsachen durchsuchte. Stattdessen hörte sie nur eine Männerstimme. Eine ältere Stimme. Nicht die üblichen Kommandos, die sich die Entercrews zubellen, keine Schritte, kein Entsichern von Blastergewehren.

"Nemain Naraikina! Ich hätte nicht gedacht, dass du dich wirklich noch nochmal her ins Miras trauen würdest! Wie überaus dumm von dir!" Natalie entsicherte ihren Blaster, der im Holster ihres rechten Beines steckte. Sie hatte das Gefühl, dass diese Begegnung anders verlaufen würde als erwartet. Dann stand sie auf und sah den Typen der sie für Nemain Naraikina hielt das erste mal an. Er trug eine ihr unbekannte Uniform. Hohe Rangabzeichen auf seiner Schulter. Er war fett. Graue Haare, auch wenn davon nicht mehr viele übrig waren. Er schien diesen kümmerlichen Rest mit einem gewissen Stolz zu tragen. Sonst hätte er sich zweifellos für eine stilvollere Variante entschieden sie zu tragen. Noch hatte er sie nicht erkannt, sondern setzte seinen Monolog fort: "Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich umbringen werde, wenn ich dich nochmal in die Finger kriege. Ich dachte ich hätte mich umissverständlich ausgedrückt."

Das war der Zeitpunkt, an dem sich Natalie dazu entschloss ihren Helm abzunehmen. So langsam wurde ihr die Sache doch zu heiß. Erst öffnete sie das Visir und blickte dem Fetten direkt in seine zugekniffenen Augen. Verwirrung machte sich in seinem Gesicht breit. Dann nahm sie den Helm ab und klemmte ihn unter ihren Arm. Ihre kurzen blonden Haare klebten verschwitzt an ihrer Stirn und sie blickte ihn weiter mit all ihrer Abneigung an.

"Wer bist du?" fragte er sie forsch. "Wie kommst du an dieses Schiff?"
"Es ist nicht sehr gentlemenlike sich nicht zuerst vorzustellen, meinst du nicht?" Natalie verließ den Jäger und stieg die Stufen der Leiter herunter.
"Du bist nicht in der Position, irgendwelche Forderungen zu stellen. Also?"
"Natalie." Sie war unten angekommen und blickte ihn zornig an.
"Weiter?"
"Natalie Warren."

Mit auf dem Rücken verschränkten Händen spazierte der fette ein paar Schritte den Hangar rauf und dachte laut nach.
"Natürlich. Es war schon fast zu einfach den Jäger aufzubringen. Er plant etwas und lässt identische Jäger von Kindern fliegen um die Spur von sich abzulenken..."
Bei dem Wort "Kinder" unterbrach sie ihn mit einem lauten "Hey!", aber er sagte ihr nur sie solle "ihr dummes Maul halten".
Derweil sprach er in sein Com: "Henderson. Überprüfen sie genau die Kennung des Jägers. Ich will wissen ob das Naraikinas Schiff ist oder ein Duplikat. Und zwar schnell!"

Er kam zurück.

"Also? Wo hast du das Schiff her?"
"Geklaut." antwortete sie wahrheitsgemäß.
Er lachte nur. "Geklaut. Natürlich. Einem der meistgesuchten Verbrecher des Miras einfach das Schiff geklaut! Zu schön deine Geschichte! Jetzt die Wahrheit! Wo hast du das Schiff her!"
"Geklaut. Auf einer Raumstation im Quintana-Roo."

Pause.

Dann legte er seinen Daumen auf ihr Kinn und betrachtete ihr Gesicht, als könnte er daraus lesen ob sie die Wahrheit sagte oder log.

"Geklaut. Im Quintana Roo sagst du."
"Was auf den Ohren?" fragte sie vorlaut und löste sich von seinem Griff. Natalie hatte keine Lust auf dieses Spielchen.
"Ich glaube dir nicht. Ich werde dich hier behalten. Entweder er kommt dich und sein Schiff holen oder wir zwei werden eine Menge Spaß miteinander haben..." Er grinste so dreckig, wie Natalie noch nie jemanden hat grinsen sehen.
"Wie alt bist du noch gleich sagtest du?" Er legte seinen Arm um sie und wollte sie aus dem Hangar geleiten. Dem Blaster an ihrem Bein hatte er bisher keine Beachtung geschenkt. Wahrscheinlich war er zu verwirrt diesen Naraikina nicht angetroffen zu haben.

Sie sträubte sich.

"Du tust besser was ich dir sage, oder das ganze wird dir zumindest keinen Spaß bereiten." Er lachte laut und dreckig, aber das Lachen mündete in einen lauten unkontrollierten Schmerzensschrei. Während der fette sich über ihre Gegenwehr amüsierte, hatte sie den Blaster gelöst und einen Schuss auf seine Kniescheibe abgegeben. Jetzt lag der Fette am Boden, schrie und hielt sich sein Knie.

"Wird mir keinen Spaß bereiten ja?" Schrie sie, holte voll aus und trat ihm in den Magen. "Wichser!" Noch ein Tritt. Und noch einer.
"Macht das Spaß?"

Er Schrie nicht mehr. Er stöhnte und jappste nach Luft.

"Ich hab dich gefragt ob das Spaß macht!" Sie holte zu noch einem Tritt aus, als er sie mit einem flehenden "Nein, Nein! Das macht keinen Spaß!" unterbrach. Sie gab ihm trotzdem noch einen.

"Was ist mit deinem Knie? Macht das Spaß?"
Er jappste nach Luft.
"Macht das Spaß?" Sie zog ihren Blaster und zielte auf die noch heile Kniescheibe.
"Nein, Nein, kein Spaß! Bitte nicht, bitte nicht!"
"Vielleicht überlege ich mir ja, ob ich auf meinen Spaß verzichte."
"Was soll ich tun?" flehte er.
"Die Zugangscodes."
"Zugangscodes?"
"Für die Schleuse."
"Die Schleuse?"
Ich will verdammt nochmal hier raus!" Um die Dringlichkeit der Aussage zu unterstreichen gab sie einen Schuss neben sein Knie ab.
"Die Codes! Natürlich! Die Codes!" Er nannte ihr die Folge aus Zahlen und Symbolen. Natalie gab sich zufrieden.
"Na Bitte, geht doch!" Sie schenkte ihm ihr süßestes Lächeln. Dann trat sie auf die Kontrolle neben der Frachtschleuse auf der er lag. Die Luke öffnete sich und ließ ihn in die Schleuse fallen.

"Du wirst doch nicht... Nein! Nein!"
Natalie trat nochmal auf die Kontrolle. Die Schleuse schloss sich. Kurz überlegte sie, ob sie den fetten in den freien Raum entlassen sollte, entschied sich aber doch dagegen. Stattdessen bestieg sie ihren Jäger, bestätigte seine Codes und verließ den Kreuzer. Das war schon der zweite der sie für diesen Naraikina hielt. Sie würde besser aufpassen müssen. Nemain Naraikina schien nicht viele Freunde zu haben.