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"Das volle Programm?"
"Das volle Programm." bestätige Natalie.
"Das wird dich einiges kosten Süße."

Der Typ den sie engagiert hatte um die Kennung ihres Jägers zu ändern war nicht viel älter als sie. Zumindest sah er so aus. Aber er schien sein Handwerk zu verstehen, wenn man den verschiedenen Leuten glauben durfte, die ihn im ganzen Hades-System mehrfach empfohlen hatten. Angeblich gab es keinen besseren für den Job, niemanden der hochwertigere Arbeit ablieferte. Natalie würde es testen.

Nach dem Zwischenfall mit dem Fetten auf dem Kreuzer hatte sie beschlossen, dass es besser war, wenn man sie nicht mehr für diesen Naraikina hielt oder mit ihm in Verbindung brachte. Wer auch immer das war. Sicher ist sicher.

"Immer noch billiger als ein neues Schiff mit legalen Lizenzen. Außerdem..." Sie hielt inne. Beinahe hätte sie ihm verraten, dass sie eigentlich garnicht alt genug war um die Lizenz für einen Jäger zu erwerben. Ihn würde es wahrscheinlich nicht kümmern, aber das war kein Thema mit dem man hausieren ging.

"Außerdem was?"
"Nichts. Tu es einfach."

Der Junge ließ das Thema liegen. Er hatte gelernt wann man zahlenden Kunden Fragen stellen durfte und wann nicht. Er widmete sich wieder der Konsole, die er in mühevoller Kleinarbeit mit dem Cockpit des Jägers verbunden hatte. Überall lugten Kabel und Schläuche hervor. Während der Junge die nötigen Kommandos in das System eingab, bemühte er sich um etwas Smalltalk.

"Den Jäger hast du also geklaut, hmm?"
"Geht dich das etwas an?" Natalie saß genervt auf einer Frachtkiste und hämmerte mit ihren Füßen abwechselnd im Takt dagegen.
"Nein, aber das hier wird dauern. Und die Zeit vergeht schneller wenn du dich mit mir unterhälst. Aber mir kanns ja egal sein."

Natalie dachte kurz nach.

"Ja."
"Ja, was?"
"Ja, der Jäger ist geklaut."
"Na bitte! Weiß garnicht warum du dich so zierst. Als ob du hier auf dem Corrheli etwas von Kopfgeldjägern befürchten müsstest." Er lachte. "Wie kam's dazu?"
"Ich habe dem Besitzer meinen Blaster an den Kopf gehalten und ihn darum gebeten ihn mir zu überlassen."
"Überzeugendes Argument."
"Ja." Natalie kicherte.
"Was war das für ein Typ?"
"Irgendein notgeiler Kinderficker. Eigentlich hätte ich ihm ein Loch in seinen Schädel brennen sollen."
"Warum hast du es nicht getan?"
"Weiß nicht. Er hat mir keinen Anlass dazu gegeben. Keine Ahnung." Sie zuckte mit den Schultern. "Warum?"
"Ich bin gerade auf der obersten Ebene des Kommandobaumes des Systems angekommen. Soll ich seinen Namen mal in die öffentlichen Datenbanken eingeben und gucken was sie ausspucken?"
"Tu was du nicht lassen kannst."

Natalie sprang von der Kiste und beobachtete den Jungen wie er die nötigen Eingaben machte. Eine lange liste roter Einträge erschien auf dem Display.

"Was heißt das?"
"Dass das ein ganz schön übler Kerl ist. Hat ne Menge angestellt. Das meiste Gehirnwäschen im Eta Carinae und im Miras. Sone Art Terrorist. Ich würde mal ganz dreist behaupten, dass sich die Sorte Typ das Schiff nicht so leicht abknöpfen lässt."
"Vielleicht hatte ich nur Glück." entgegnete Natalie wenig überzeugt.
"Glück? Das ist ein Krimineller. Glück ist wahrscheinlich nur, dass er dich noch nicht gefunden hat. An deiner Stelle würde ich aufpassen."
"Geht klar Paps."
"Nein, ich mein' das ernst. Der Typ ist gefährlich."
"Mach einfach weiter und änder die Angaben im Bios, ok?"
"Ok. Natalie Warren, richtig?"
"Richtig."
"'La femme d'argent' soll das Schiff heißen?"
"Ja."
"Unter Piratenkennung?"
"Genau."
"Soll ich versuchen dir noch eine Aufbringung anzuhaften? So ein paar Tage Kerker machen sich gut in der Statistik und lenken vielleicht von deiner Spur ab. So Einträge in den öffentlichen Datenbanken sind leichter gemacht als gelöscht. Und ich kenne da ein paar Kopfgeldjäger, denen das nichtmal auffallen würde wenn da ein Eintrag mehr wäre."
"Und was soll das kosten?"
"Für dich mach ich das so."
"Na dann los."

Der Junge fuhr damit fort sich in den Schiffscomputer zu hacken. Nemain Naraikina würde auf seiner Station im Quintana-Roo gleich die Information zugetragen bekommen, dass sein Name in den öffentlichen Datenbanken abgefragt worden ist. Für diese Rückverfolgung hatte er einiges investieren müssen, aber er war sich sicher, dass es sich lohnen würde.
Seine Späher hatten die Intelligenzija im Hades ausgemacht. Die Anfrage kam aus einer der Atmosphärenkuppeln des Corrhelischen Bundes. Nemain kam ihr näher. Schon bald würden sie sich wiedersehen.