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Blake traute seinen Augen nicht!

Er hatte grad die Tür des Ladens geöffnet, in dem er für Oxana einige Kleidungsstücke gekauft hatte, natürlich fiel sein Blick sofort zum Gleiter, in dem sie hierher gekommen waren. Doch der Gleiter stand nicht mehr dort, wo er ihn verlassen hatte, sondern zog scharf am Gebäude vorbei, gewann an Höhe und fädelte sich in den Verkehr ein.

Was war passiert? Wie konnte es passieren? Und war es nur ein Streich seiner Wahrnehmung oder hatte er wirklich die SGP Piratin an den Kontrollen gesehen? Durchs Rumstehen würde er die Fragen nicht beantworten können, also spurtete er zu dem Platz, wo bis vorhin der Gleiter noch gestanden hatte. Doch dort fand er nur den Overall, den Oxana getragen hatte - und Dave, der ein schmerzverzerrtes Gesicht trug und sich die Hüfte rieb. Und kaum hatte er ihn erreicht, als er das Aufheulen von Feldaggregaten hörte. Neben ihnen stoppte ein Gleiter, den Mike ihnen besorgt hatte. ”Was ist passiert? Wo ist der Gleiter? Wo ist Oxana?”

Blake zog die Tür des Gleiters auf und schob Dave hinein. Nachdem auch er saß und die Tür geschlossen war, startete Mike wieder. ”Ich glaube, Oxana ist nun auf der Flucht - vor uns!”

Er teilte ihnen seine Gedanken mit, dass er annahm Oxana sei erwacht, fand sich allein, nicht wissend, was passiert war. Sie hatte dann den Gleiter zur Flucht genutzt, hatte Dave nicht gesehen, der direkt hinter dem Gleiter gestanden hatte, darauf achtend, dass niemand dem Gleiter zu nahe kam. Dass aber die ‘Gefahr’ von innen kam, damit hatte keiner rechnen können. Er konnte nicht wissen, dass er damit die Wahrheit auf den Kopf getroffen hatte. Und selbst wenn er es gewusst hätte, es hätte nichts an der Situation geändert. Sie hatten Oxana endlich befreit. Und nun verfolgten sie sie, nun war sie auf der Flucht - vor ihren Freunden!



Es war zum Verzweifeln! Seit einigen Minuten flogen sie nun schon hinter ihr her, doch der Abstand wurde nicht kleiner. Der Medo-Gleiter war einfach besser ausgestattet als ihr kleiner Privatgleiter. Und sie hatten auch keine Möglichkeit, ihr per Funk eine Nachricht zukommen zu lassen. Während Mike sich bemühte, den Abstand nicht größer werden zu lassen, lehnte Blake sich zurück und überlegte, wie er Oxana erwischen konnte, wie er ihr klar machen konnte, dass sie in Sicherheit war. Was würde er an ihrer Stelle tun? Sie war auf dem Bepinus, aber wusste sie das? Was hatte sie während der Entführung mitbekommen? Er überlegte, ob sie beide schon mal zusammen auf dem Bepinus gewesen waren. Hatten sie hier gemeinsame Freunde oder Kontakte? Nein, er konnte sich nicht erinnern.

Was war mit Kathrin? Würde Oxana zu ihr..? Nein, so ein Unsinn. Oxana wusste nicht mal mit Sicherheit, dass Kathrin noch in der Nähe war. Und in Richtung Terminal und Kreuzfahrtschiff würde sie ganz sicher nicht zurück wollen. Er musste ihr irgendwie klar machen, dass er okay war und dass er auf sie wartete. Sie würde auf jeden Fall nach ihm suchen, hoffen, dass er noch in ihrer Nähe war. Aber wie sollte sie es ihm klar machen, wenn sie nicht anhielt? Es war zum Verzweifeln!

..........

Sie wusste, dass sie verfolgt wurde! Die Sensoren zeigten klar an, dass ein und derselbe Gleiter seit ihrer Flucht hinter ihr hing. Sie wusste nicht, wohin sie sich wenden sollte, was es ihr nicht einfacher machte, ihre Verfolger abzuhängen. Sie musste sich orientieren, wollte auch nicht zu sehr auffallen mit dem Medo-Gleiter, dazu ihre ohnehin noch nicht wieder 100%ige körperliche und geistige Verfassung - all das sorgte dafür, dass sie sich nicht voll auf die Flucht konzentrieren konnte.

Die Stadt, die ausserhalb des Gleiters vorbeizog, war ihr fremd. Sicher, sie hatte sich in ihrer Karriere als Piratin wohl schon in so ziemliche jeder größeren Stadt rumgetrieben und sie wusste aus der Durchsage auf dem Schiff, dass sie sich auf dem Bepinus befand. Aber aus einem Raumschiff heraus sah eine Stadt nun mal anders aus. Und wenn sie denn hier unterwegs war, dann hatte sie meist ein Gleitertaxi genommen, hatte sich nie so sehr auf die Umgebung konzentriert. Den Kreuzfahrtterminal kannte sie überhaupt nicht, hatte sich nie mit so etwas beschäftigt. Und das wird auch NIE wieder passieren! Sie krallte ihre Hände in die Steuerung und schaute zu den Sensoren, ja, die Verfolger waren noch immer auf ihrer Spur.

Wohin sollte sie sich wenden? Waren Blake und Dave noch in der Nähe? Würden sie sie nochmals suchen? Sicher würden sie das. Aber wo? Sie konnten doch nicht den gesamten Halb-Kontinent Rivera nach ihr absuchen! Sie musste einen Punkt finden, der nur ihr und Blake bekannt war. Dort würde er sie suchen, dort würde sie auf ihn warten können. Aber was sollte das sein? Sie hatte nicht die geringste Idee, und doch konnte sie so eine grad sehr gut gebrauchen.

Die Piratin flog ziemlich planlos umher, suchte nach Orientierungspunkten, die ihr bekannt vorkamen, aber in dieser Gegend der Stadt schien es nichts dergleichen zu geben. Überall sah sie Werbebulletinboards, die ihr so ziemlich alles anpriesen, was man sich vorstellen konnte. Oxana wünschte sich ein heißes Bad und eine ausgiebige Mahlzeit. Vielleicht mit einem Glas Wein - nein, lieber mit einem gut gekühlten Martini. Unbewusst suchte sie die Bulletins, an denen sie vorbei flog, nach Werbung für ein gutes Restaurant oder eine gute Bar ab. Doch als sie an sich hinabschaute wurde ihr klar, dass sie zuvor erstmal einen Satz ordentliche Kleidung brauchte. Aber damit kam auch automatisch das nächste Problem - Credits. Sie hatte nichts bei sich, keine Barcredits, kein Creditstik, mit dem sie entsprechende Waren bezah...Oxana zwinkerte mit den Augen. Ihre Hände begannen zu zittern, ihr Puls beschleunigte sich. Ja, natürlich! Warum hatte sie nicht sofort daran gedacht? Mit einem Mal war ihr klar, wohin sie sich wenden musste - sobald sie die Verfolger los war!

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