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“Och, Lazarus, das Ausweichmanöver Keks-3 durchschau ich doch sofort.” Oxana ließ die Brigantine eine weitere Raketensalve auf die Schilde der ‘SdN Death of a clown’ feuern. Die Piratin hatte genügend Angriffe gegen die Götterdämmerungen der Northern Lights geflogen, um die Stärken und Schwächen zu kennen. Außerdem kannte sie auch den Bruder ihres besten Freundes schon eine Weile, so war es keine Überraschung, dass die Piratin nach einigen Minuten die Oberhand behielt und das Kopfgeldjäger-Schiff weidwund genug geschossen hatte, um die ‘Puerto-Rico’ nah genug heranbringen zu können. Die Automatik fuhr die Gangway, wie Oxana die Luftschleuse zum Betreten geenterter Schiffe gern nannte, aus und verankerte beide Schiffe miteinander.

03.08.2371 18:35 Uhr Die Puerto_Rico hat die SdN Death of a clown geentert.

Sie war bereits dabei, ihre Kommandobrücke zu verlassen, als von der ‘SdN Death of a clown’ ein Willkommensgruß gesendet wurde - was sie stutzig machte. So freundlich war man doch an Bord von Lazarus’ Schiff sonst nicht. Da sie dahinter irgendeine List vermutete, beschloss die Piraten - entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit - etwas martialischer aufzutreten. Aber da sie der Besatzung der Götterdämmerung auch nicht zu viel Zeit lassen wollte, entledigte sie sich ihres sexy Oberteils noch auf dem Weg gen Gangway. Ein kleiner Umweg war notwendig, da sie den Männern nicht nur im BH gegenübertreten wollte, wobei auch das sicher jeden Hinterhalt sofort entschärft hätte. Also griff sie sich in ihrer Kabine einen feuerfesten und etwas gepolsterten Overall, so dass sie etwaigen Handgreiflichkeiten besser gewappnet gegenüber stand. Vor der Kabine segelte also das Oberteil zu Boden, etwas weiter den Gang runter schlüpfte sie aus den leichten Schuhen und ließ kurz vor der Gangway auch die eng geschnittene Hose an ihren Schenkeln hinab gleiten.

Bevor sie die Luftschleuse öffnete, konnte sie grad noch den Magnetverschluss am Hals schließen, die Haare zu einem Zopf zusammenbinden und nach dem Lähmstrahler im Overall greifen. Aber statt um den Kolben der kleinen Waffe legten sich ihre Finger um einen leicht konisch geformten Stab. Der Piratin schoss kurzeitig die Röte ins Gesicht. Wie bitte kommt denn der hier in die Overalltasche? Einer ihrer Finger berührte aus Versehen einen Knopf und in der Tasche erwachte der Stab zum Leben. Ein Vibrieren ging von ihm aus und übertrug sich auf Oxana’s Becken. Die Erinnerung an die netten Momente mit dem Stab nahm der Piratin einen Augenblick jede Motivation, an Bord des angeschlagenen Schiffes zu gehen. Sie schaltete die Vibrationen wieder ab und zog den Stab aus der Tasche. Sie konnte sich noch immer nicht erklären, wie er dort gelandet war, aber der Anblick half ihrem Gedächtnis auf die Sprünge. Sie hatte ihn grad sehr genossen, ihren Spaß mit ihm gehabt, als sie in der Umlaufbahn eines unbedeutenden, unbewohnten Mond von einem Marodeur überrascht worden war. Da sie so schnell nicht wusste, wohin mit dem Stab, hatte sie ihn einfach in die Tasche gesteckt.

Jetzt, wo sie ihn wieder in der Hand hielt, erinnerte sie sich an die Situation und musste schmunzeln. Ob er wohl noch den interessanten Geschmack trägt? Ein Grinsen huschte über ihr Gesicht, als sie sich ausmalte, wie die Besatzung der ‘SdN Death of a clown’ reagiert hätte, wenn sie sie mit dem Stab bedroht hätte. Ihre Phantasie reichte aus, um sich die Gesichter von Lazarus Blake und seinen Männern vorzustellen und ein Lachanfall überkam die Piratin. Sie klopfte sich vor Freude auf den Schenkel und entdeckte so in der Beintasche ihren Lähmstrahler. Noch immer lachend legte sie den Pürierstab, mit dem sie neulich die Curamangafrüchte für einen leckeren Cocktail püriert hatte, zur Seite und betätigte endlich den Schalter für den Druckausgleich. Sekunden später hatte sie die kurze Distanz zum Headhunterschiff überbrückt und begab sich mit äußerst guter Laune zur Brücke der Götterdämmerung.