Stories

Lazarus ließ sich von der Brücke aus bestätigen, dass Oxana das Schiff auch wirklich verlassen hatte und die Puerto_Rico den Abstand zur Götterdämmerung stetig vergrößerte.
Er atmete ein paar Mal hörbar und nahm dann die Frachtcontainer in Augenschein. Sein geübtes Auge erkannte sofort, dass die Plombe der Zollbehörde von Zirantheus an einem der Container zerstört war.

„Verdammt Eins O, warum haben sie sie in den Frachtraum gelassen?“ Er rieb sich die Schläfen und stöhnte innerlich. Das war wie Wasser auf die Mühlen Linas.
„Ehm... sie wissen doch, Kapitän, der Ehrenkodex...“
„Ach, Papperlapapp. Oxana hatte doch, was sie wollte. Sie hätten sie vor die Tür setzen sollen“.
„Verzeihen sie Kapitän, aber die hat mich kalt erwischt – sozusagen“.

Ein schöner Mist. Lina würde sofort merken, dass jemand am Frachtcontainer war, die zerstörte Plombe war ein eindeutiger Beweis, denn die Dinger waren so aufgebaut, dass sie nicht mal eben so kaputt gingen. Und er war nicht bereit, Lina irgendwas vorzulügen, zumal er davon ausging, dass Oxana irgendetwas im Frachtcontainer hinterlassen hatte, dass zweifelsfrei eine eventuelle Verbiegung der Wahrheit seinerseits auffliegen ließ.
Auf der anderen Seite könnte er natürlich jetzt, da die Plombe erbrochen war, selbst nachsehen, was es mit der Fracht auf sich hatte und Oxanas Wasauchimmer entfernen. Natürlich nur, wenn er auch dahinter kam, was dieses Wasauchimmer war. Aber irgendwie bezweifelte er, dass er dazu in Lage war, zumal er keine Ahnung hatte, wie der Inhalt der Kiste vor Oxanas Besuch ausgesehen hatte.
Und Oxana war zu clever, etwas derart plumpes zu veranstalten, dass ein Außenstehender es bemerken würde. Verdammtes Frauenzimmer. Irgendwann würde sie mit ihrer Cleverness noch mal gehörig auf den Bauch fallen.
Was er auch tat, er war auf jeden Fall der Buhmann. Es half alles nichts, also Augen, oder vielmehr Ohren zu und durch. Vielleicht war es doch eine gute Idee gewesen, den Kuchen von Zirantheus mitzunehmen.
So sehr Lina sich auch bemühte, die Chefin rauszukehren, wenn es um Kuchen ging, war sie doch immer wie das Krümelmonster.

Dann fiel ihm wieder ein, dass er ja eigentlich noch immer auf der Suche nach Aya war. Wenn Oxana die auch noch gefunden hätte, nicht auszudenken, was er sich dann hätte anhören müssen. So war es vermutlich doch ganz gut, dass sie die Frachtkisten entdeckt hatte. So hatte sie eine plausible Erklärung für seinen Fluchtversuch. Wichtiger Frachtauftrag, angeordnet durch die Chefin persönlich. Jeden Kampfhandlungen ist auszuweichen, bis die Ladung sicher auf Meo gelöscht ist. Ja, das klang doch plausibel, wie er fand.

Zurück auf der Brücke ließ er wieder Kurs auf den Meo setzen, mit 1/3 Schubkraft hatten sie auch genug Zeit, Aya zu finden. Und die weitere Verzögerung würde es auch erklären, denn selbst Lina würde einsehen müssen, dass man mit verminderter Antriebsleistung nun mal nicht schnell unterwegs sein konnte.

Bis auf den Steuermann hatte Lazarus die komplette Mannschaft zum Suchen eingeteilt. Fünf Stunden später hatte sie das gesamte Schiff von oben bis unten und vorne nach hinten durchsucht. Und eins stand unumstößlich fest: Aya war nicht an Bord der SdN Death of a clown. Das konnte nur eins bedeuten.

Oxana hatte nicht nur die Credits geraubt. Nein, sie hatte außerdem die arme Aya in ihre Gewalt gebracht. Wie auch immer sie das geschafft hatte. Und die Tatsache, dass sie bisher noch keinen Kontakt zu ihm aufgenommen hatte, ließ das schlimmste für das arme Mädchen vermuten...