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es war einmal...

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Leea Quanah schrieb am 01-02-2010 18:03:29 : Familie...
upic
Eine kräftige Bö fegt um Häuserecken, in kahle Bäume; lässt Blätter rascheln und Frauen erschaudern.

Sie allerdings nicht. Ihr ist nicht kalt. Selbst, als die Bö unter ihren modischen, schwarzen Kurzmantel fährt zieht sie lediglich den Gürtel enger, schlägt den Kragen hoch und geht weiter durch die winddurchsetzten Straßen. Einen kurzen Moment verweilt sie an einer Parkbank und stellt ihr rechtes Bein darauf, um die blickdichte, ebenfalls schwarze, Strumpfhose zu richten. Dann geht sie weiter. Die Nacht bricht langsam herein, es wird merklich kühler.

Ihre Eltern und sie leben auf einem Planeten namens Erde. Sie haben ein schönes Haus an einer der für San Francisco typischen bergigen Straße. Grün getünchte Holzfassade, knallrotes Dach, überall Blumen in den Fenstern und im Vorgarten schlichter Rasen. Im dunkeln kann man es nun nicht erkennen, doch es gibt sogar eine kitschige Vogeltränke mit pausbäckigen Engelchen. Ihre Mutter hat wirklich einen Spleen. Diese Meinung wird bestärkt, als sie an der Haustür klingelt.

Eine Frau um die 55 Jahre öffnet ihr. Im Schein der unzähligen Kerzen, die aus dem Wohnraum heraus bis zum Eingang leuchten, sieht sie wie eine Hexe aus. Ein geflochtener Zopf aus braunen, und mittlerweile graudurchzogenen, Haaren hängt ihr lang den Rücken hinunter. Sie trägt ein bodenlanges Samtkleid in schlichtem Blau und um den Hals ein Lederband mit einem Steinanhänger, welcher eine Eule darstellt. Sie ist barfuß. Im Herbst.

"Mom, zieh dir doch bitte Schuhe an. Es ist kalt draußen.", mit diesen Worten umarmt sie ihre Mutter, die genauso groß ist wie ihre erwachsene Tochter.
"Das musst ausgerechnet du sagen." Mit einem vielsagenden Blick auf die Kleidung ihrer Tochter zieht sie diese an der Hand über die Schwelle und schließt die Tür, durch die sich noch eine letzte Bö des kühlen Windes zwängt.
Die junge Frau verdreht die Augen, legt den Mantel ab und steigt aus den schwarzen High Heels.
"Ist Dad auch da?"
"Nein, der ist bei irgend so einer Stammesversammlung. Du weißt schon: viele Männer, die um ein Feuer sitzen, Gras rauchen und diese Abende als Ausrede nutzen, um nicht bei ihren Frauen zu sein." Als die Mutter lacht, bilden sich Grübchen auf ihren Wangen.
"Wie ich sehe bist du in der Zwischenzeit aber auch nicht untätig gewesen." Die beiden Frauen sind im Wohnraum des Hauses angekommen. Auf einem großen Esstisch liegt ein aufgeschlagenes Buch mit pergamentenen Seiten, kreuz und quer verteilte Bündel getrockneter Kräuter, Quarze und Kristalle, ein zeremonielles Silbermesser und an die 30 Kerzen.
"Nur ein kleiner Schutzzauber. Da du unbedingt wieder weg willst..." Der Vorwurf war nur schwer zu überhören.
"Mom, ich bin fast 30 Jahre, lass mich einfach mein Leben leben. Aber", sie drückt ihre Mutter an sich, "Danke!"
"Du kannst das auch selber, ich weiß, aber...ich bin eben deine Mutter."

Mit einer ausladenden, fließenden Bewegung ihres rechten Armes formt sie einen Halbkreis und die Hälfte der Kerzen erlischt.

"Komm mit in die Küche. Ist viel gemütlicher, hier müsste ich erst aufräumen." Mit schnellen Schritten geht sie voraus und ihre Tochter folgt.
"Ich mache uns einen Tee. Tulsi mit Orange und Ingwer habe ich noch und", sie wühlt in einem schier unendlichlangen Apothekerschrank in verschiedenen Teeschachteln, "einen schlichten Schwarzen mit Zimt und Orange."
Mit einem "Mom, mach einfach." lässt sie sich auf einen der Holzküchenstühle fallen und winkelt die Beine an, um sie auf den Nachbarstuhl zu stellen.
"Wie lange bleibst du?" Ihre Mutter hat ihr den Rücken zugewandt und werkelt am Wasserhahn und mit einem altmodischen Teekessel.
"Eigentlich nur kurz. Weißt du, ich habe da einen Auftrag an Bord, der demnächst mal sein Bestimmungziel erreichen sollte. Dachte, ich könnte kurz bei dir und Dad vorbei schauen und dann weiter. Eine Nacht, okay?"
"Fein, dann beziehe ich noch schnell dein Bettzeug oben, in deinem Zimmer. Ich habe deinen Vater mit allerlei Mitteln davon abhalten müssen, daraus eine Indianer-Gedenkstätte zu machen."
"Ach, lass ihn doch. Du weißt doch, dass er sehr an dem ganzen rituellen Zirkus hängt." Damit spielt sie auf die Abstammung ihres Vaters, und ihrer selbst, an.

Ihr Vater, ein großer aber schlanker Mann mit mandelförmigen Augen, hohen Wangenknochen und langen, glatten, ehemals schwarzen und nun grauen, Haaren ist einer der Comanchen-Nachfahren. Die Comanchen zählten einst zu den kriegerischsten Indianer-Stämme des nordamerikanischen Kontinents. Auch Jahrhunderte nach ihrer "Zivilisierung" durch den sogenannten Weißen Mann lebt ein Teil noch gemäß der Stammesgesetze und zelebriert die Rituale. Sie sind tief verwurzelt in ihrer Geschichte. So auch der Vater der jungen Frau, der ihr die Gene für Augen und Haare mitgegeben hat. Ebenso wie einige ihrer Charakterzüge.

Welche nun genau von ihm, dem Indianer, oder von ihrer Mutter, der Hexe, stammen, vermag sie nicht zu sagen. Aber sie weiß, woher sie kommt. Und dieses Andenken hält sie in Ehren. Unabhängig davon, wie ehrlos ihr Leben anderen Leuten manchmal erscheinen mag.
Kontakt: http:// ICQ : 0
  • Familie... - Leea Quanah - 01.02.2010 18:03:29
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