Stories

Der junge Mann, ist ihr gleich beim Betreten des Restaurants aufgefallen, in welchem sie mit ihrem Auftraggeber zu Mittag gegessen hatte. Diese stechend blauen Augen in einem sonnengebräunten Gesicht, umrahmt von karamellblonden Locken. Charmantes Lächeln, ausgeprägte Statur, jedoch nicht zu muskulös, keine Frau an seiner Seite, keine Ringe an den Fingern, keinen Schmuck im sichtbaren Bereich. Definitiv ein Versuch wert.

Keine zwei Stunden später betritt sie hinter ihm sein großes und stilsicher eingerichtetes Apartment in einem der vornehmeren City-Blocks von San Francisco. Mit interessiertem Gesichtsausdruck begutachtet sie die Gemälde, sämtlich Originale, an den Wänden und schlendert umher, während er, seinen Namen hatte sie sich gar nicht erst versucht zu merken, an einem Kühlschrank nestelte und eine Flasche Weißwein zu Tage beförderte.

Was ist er doch gleich von Beruf, irgendwas mit Verkauf von Frachtschiffplätzen? Wie dem auch sei...

Mit einem Lächeln und zwei Gläsern in der Hand kommt er auf sie zu und hält ihr eines davon hin. Sie nimmt es sich, nippt an der leicht säuerlichen Flüssigkeit und hinterlässt eine Lipglossspur auf dem teuren Glas. Sie hat vor, noch ganz andere Spuren auf ihrem Gastgeber zu hinterlassen. Ihr Blick lässt keine Fragen offen.

high heels have got me falling down on my knees.

In ihrem Kopf beginnt ein Oldie zu spielen. Immer, wenn sie kriegt, was sie braucht und will. Der Blues setzt ein und das logische Denken aus. Sie schlüpft aus ihren schwarzen Lederpumps und krallt sich den jungen Mann, der nicht recht weiß, wie ihm geschieht.

oh my mind's setting you on / it's just a game we play.

Die Kleiderschichten nehmen ab. Zumindest seine. Denn sie trägt weiterhin das kurze Schwarze. Den Klassiker aus Seide. Auch ihre halterlosen Strümpfe sind dort, wo sie sein sollen. Lediglich die High Heels liegen einsam neben dem zerschellten Weinglas, welches sie ihm aus der Hand genommen und fallen gelassen hatte.

Langsam schieben sich Männerhände über ihre Knie, die Oberschenkel, unter das Kleid und hinauf bis zu den Trägern, bis das Kleid auf dem Fußboden landet. Die Temperatur des Apartments scheint gestiegen zu sein, ein leichter Schweißfilm bildet sich auf dem akzentuierten Oberkörper unter ihr. Die strahlend blauen Augen haben sich zwischenzeitlich hinter einem leichten Schleier versteckt.

ohh the button's pushed / and I am ready for the purple fall.

Ungeduldig versucht er, seine letzten Bekleidungsstücke loszuwerden. Geschickt und mit gezielten Bewegungen geht sie ihm zur Hand. Dann gleitet sie wieder ein Stück nach oben, drückt ihn mit überraschender Kraft in die weichen Polster und nimmt sich, weswegen sie hier ist.

Mittlerweile singt sie leise vor sich hin. Ihre leicht raue Stimme intoniert ruhig, was im Original von einer prägnanten Männerstimme Leben eingehaucht bekommt. Der Mann, der nun erschöpft und allein auf seinem teuren Diwan liegt, hört sie nicht.

so so long ago since felt shivers down my spine.

Sie schlüpft in ihr Kleid, zieht sich den Mantel über, nimmt noch einen Schluck von dem teuren Weißwein und geht, mit den High Heels auf die Scherben, welche vor kurzem noch ein Weinglas waren, tretend, aus dem Apartment.

ohh you got me shaking / to that moan you made last night.

Sie summt vor sich hin, schlüpft im Lift aus ihren Nylons und in blickdichte schwarze Strumpfhosen, steigt wieder in ihre Pumps, streicht sich glättend über die kurzen schwarzen Haare und winkt sich für ein kurzes Stück des Weges eines der Gleitertaxis. Ein gutes Stück vor ihrem heutigen Ziel lässt sie das Taxi halten, zahlt mit ihrem Creditstick und läuft den Rest.

"ohh, you got me shaking. Schade eigentlich, nicht ganz. Der Hübsche hat nicht gehalten, was er versprochen hatte."

Gedanklich hakt sie das Intermezzo ab. Bereit für die nächste, sich bietende Gelegenheit.

Als die herbstliche Windbö unter ihren Mantel fährt zieht sie den Gürtel etwas enger und schlägt den Kragen hoch.






special thanks to Mando Diao with "High Heels"