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es war einmal...

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Natalie Warren [RIOT] schrieb am 14-05-2010 19:21:02 : Von Träumen und dem Alltag auf Xabepa
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Es war ein grauer Morgen in Xabepa Fifty-Four, der neunten Stadt der fünften Reihe fast identischer Städte welche sich alle von der Hauptstadt Xabepa One wegbewegen. Für unseren Protagonisten war jeder Morgen im Künstlichen Licht der Leuchtstoffröhren Xabepa Fifty-Four's ein grauer Morgen und das, obwohl es ihm im Vergleich zu den meisten 'Privilegierten' Bewohnern Xabepas eigentlich ziemlich gut ging. Doch vielleicht lag ja auch darin das eigentliche Dilemma.

Er zog seine Bettdecke zur Seite, setzte sich auf und schaltete seinen lauter werdenden Wecker ab.

« Licht, Stufe vier »

Während er sich streckte wurde das diffuse Licht langsam heller, langsam genug, dass seine schlaftrunkenen Augen sich auf angenehme Weise daran gewöhnen konnten. Nackt wie er war begab er sich durch das Wohnzimmer in die halboffene Küchenzeile, deckte den Tresen für eine Person mit Blick auf das TriVidgerät und befüllte und programmierte den Frühstücksautomaten auf Rüherei mit Speck und Toast. Dann begab er sich an das ans Wohn- und Schlafzimmer grenzende Bad. Während das Wasser in der Hydrodusche von allen Seiten auf ihn einprasselte, ging er nochmal seine Tagesplanung für sich im Kopf durch. Für heute stand eine Lieferung an. Deswegen war er zwei Stunden früher aufgestanden, um eher da zu sein und Geschäftigkeit vortäuschen zu können. Achtsam bleiben und die Sache routiniert abwickeln lautete die Devise. Auf die Cops aufpassen, sich um Schichtleiter kümmern und für Ablenkung im Kraftwerk sorgen. Die Ware annehmen, prüfen, verpacken und verteilen.

Und ehe er sich versah, würde Derek Anderton wieder um ein gutes Stück reicher sein. Zumindest wenn er das Zeug auch unter die Leute brachte.

Während des Frühstücks sah er, wie immer, die Nachrichten des Xabepanischen Nachrichtennetzwerkes. Schön regierungsfreundlich, wie man es gewohnt ist von einem Nachrichtensender der sich in der Hand der Regierung befindet. Im Fokus der Berichterstattung lag das gestrige Unglück auf der orbitalen Landeplattform. Experten gingen davon aus dass der Transporter mit Absicht in die Plattform gerast sei, was eine Erhöhung der Sicherheitsstufe und verschärfte Kontrollen bedeutete. Denkbar schlechte Voraussetzungen für einen Deal. Trotzdem nichts womit er nicht fertig werden würde. Außerdem war Xabepa Fifty-Four im neunten Ring weit genug vom prestigeträchtigen Zentrum des Planeten entfernt, dass man von der Stadt schon als Provinz sprechen konnte. Und in Wirklichkeit glaubte niemand daran, dass sich eine Gefahr von Provinzseite nähern könnte.

In seiner leuchtend gelben Kraftwerkerkluft bekleidet und mit seinem Helm in seiner Linken Hand verließ er sein Standard Ein-Personen-Quartier und machte sich auf den Weg zum Turbolift. Unterwegs widerstand er wie immer der Versuchung einem dieser ständig umher fahrenden schuhkartongroßen Wartungsroboter an die Wand zu treten. Die Ordnungshüter mochten es nicht besonders wenn man städtisches Eigentum beschädigte. Und zu seinem Leidwesen waren sie auch ziemlich schnell darin die Übeltäter aufzuspüren. Einer seiner Kunden (Einer der wenigen Abhängigen zu denen er Kontakt hatte) hatte sich auf einem Trip mal den Spaß erlaubt unterwegs alle Reinigungsroboter an die Wand zu kicken weil er so einen Spaß an den dabei entstehenden Seifenblasen hatte. Sein 'Amoklauf' dauerte ganze sieben Roboter bis ein Kommando von vier Cops ihn aufbrachte und die Sache vorzeitig beendete. Fast hätte der Penner die Spur auf ihn gelenkt, aber Derek kam nochmal mit einem blauen Auge davon, auch wenn es ihn erhebliche Mühen gekostet hatte. Sein Kunde wiederum, ein hoher Beamter der Städtischen Verwaltung kam nicht so glimpflich davon. Er verlor seinen Job und es dürfte uns nicht wundern diese gescheiterte Persönlichkeit vielleicht mal außerhalb der Stadt in den heruntergekommenen Slums zu treffen von wo Derek's Drogen herkamen. Das heißt sofern der korrupte Beamte seine ganzen Rücklagen auf den Kopf gehauen hatte. Aber das wäre wohl das Material für eine andere Geschichte vom Xabepa. Die Sache mit dem drogensüchtigen Beamten hatte eine ziemlich üble Diskussion in den öffentlichen Boards der Stadt ausgelöst. Über Kriminalität, und Korruption im sonst so sauberen Xabepa 54. Derek war froh dass die Sache vorbei und ausgestanden war.

Seine anderen Kunden kannten glücklicherweise ihre Grenzen und wussten sich zu beherrschen. Den meisten Kontakt hatte er ohnehin zu den Dealern die den Stoff an die Endkunden brachten. Und auch unter den Dealern gab es geschäftige Typen die ihren Anteil lieber veräußerten als ihn sich in die Nase zu ziehen. Gut für sie. Vielleicht würde einer ja mal seinen Posten erben wenn er diese gottverdammte Welt verließ wo Betten, Schränke und sogar die Teller aus dem gleichen Katalog stammen. Und die paar Märkte die Waren von außerhalb verkauften wollte er sich nicht leisten. ''Made in Xabepa'' lautete schließlich die Devise!

In der Turbolifthalle angekommen ging er an den angepassten Schafen vorbei an der roten Linie entlang zu den Prioritätsliften. Als stellvertretender Schichtleiter der C-Schicht hatte er es immerhin geschafft sich ein paar Privilegien zu erarbeiten. Ein paar Privilegien die es ihm ermöglichten den Drogenkonsum der Stadt zu gewährleisten und dabei einen Haufen Kohle zu machen die sich hier nicht unauffällig ausgeben ließ. Zum Teufel. Womit wir wohl wieder beim Dilemma unseres Protagonisten sind.

« Geothermales Kraftwerk, Sektion 4, Authorisation Anderton, Gamma drei, C sieben acht zwo. »

Sein an die Schalttafel gedrückter Dienstausweis beendete die Autorisierung und die Türen schlossen sich mit einem zischenden Geräusch. Eine freundliche computersynthetisierte Frauenstimme bedeutete ihm sich festzuhalten und schon stürzte sich der Lift in die Tiefe. Hundertzwanzig Stockwerke waren in wenigen Sekunden zurückgelegt und Derek wunderte sich jedes mal über das Wunder der Technik genannt 'Trägheitsdämpfer', welches verhinderte, dass er als blutige Pfütze auf dem Fahrstuhlboden endete. Unter lautem Zischen bewegte sich die Tür wieder zur Seite und Derek trat in die Umkleidekabine. Unterwegs zu seinem Spind traf er in einer der langen Spindgassen auf Alec Miller, den immer gut gelaunten Schichtleiter der vorherigen B-Schicht.

« Du bist ja mal wieder ziemlich früh dran Anderton! » Stellte er geradezu dämlich grinsend fest.
« Du weißt ja wie das ist. Leute tauschen, melden sich krank und so weiter. »
« So lob' ich mir das! Immer dafür sorgen dass der Betrieb aufrecht erhalten bleibt! »
« So ist es. Du entschuldigst mich? »
« Klar doch! Bis dann! »

Miller hob seinen Helm zum Gruß und machte sich immer noch dämlich grinsend von dannen. Wie er diesen Schleimscheißer hasste. Derek ging gerade noch an seinen Spind, holte zwei große Sporttaschen heraus und machte sich ab in Richtung seines kleinen Büros. Dort angekommen checkte er als erstes sein Terminal nach Abmeldungen. Es war wichtig eins nach dem anderen zu erledigen. Es würde auffallen wenn er die Schichtpläne nicht gleich aushing und Derek wollte keinen Verdacht schöpfen. Außerdem konnte er so sicherstellen dass ihm niemand in die Quere kam. Im Anschluss checkte er die Locatoren aller Mitarbeiter. Berg- wie Kraftwerker trugen alle Locatoren um den Hals um im Falle eines verschüttet werdens schneller gefunden werden zu können. Derek nutzte sie um festzustellen ob 'sein' Schacht für den Transport frei war und ob er den Weg dorthin gehen konnte ohne gesehen zu werden. Und momentan war er das. Er schnappte sich seine zwei Taschen und begab sich zum Tunnel.

Bei den Bohrungen zum Anzapfen der Erdwärme wurden einige Zwischenschächte gegraben. Hauptsächlich um die rausgeschürfte Erde abzutransportieren, aber auch um sich schneller zwischen den Schächteen bewegen zu können. So entstand mit den Jahren ein kompliziertes und ausgedehntes Tunnelsystem in dem sich nicht viele Menschen zurechtfanden. Derek war einer davon. Er hatte sich gewissermaßen zwei Privattunnel gesichert. Einen der alten Abtransporttunnel, welcher als unauffälliger Zugang zur Stadt diente und einen angrenzenden gesperrten Zwischentunnel als Lager. Eine Versiegelung am Zugang die mit Einsturzgefahr drohte hielt neugierige Streuner raus. Zumindest bis jetzt.

Er aktivierte die Leuchtpanele und setzte sich auf den alten umgekippten Wagen auf dem er immer zu warten pflegte. Alvarez ließ auch nicht lange auf sich warten und kam pünktlich mit seinem schwer bewaffnetem Söldnertrupp und zwei Schwebeloren voller gelb glitzernder Stimmulanz.

« Alvarez! Altes Haus! »
« Derek! Wie oft soll ich dir noch sagen dass du mich Diego nennen sollst? So läuft das unter Geschäftspartnern! »
« Du weißt dass ich meine Regeln habe Alvarez. Und dazu gehört Business Business sein zu lassen. Wie war dein Weg? Irgendwelche Komplikationen? »
« Keine! » Sein spanischer Akzent war mächtig. « Und bei dir? »
« Auch nichts. Ich habe mir erst ein bisschen Sorgen wegen dem Anschlag auf die Orbitalplattform gemacht aber hier scheint alles ruhig zu sein. »
« Gut. »
« Also, was hast du heute für mich? »
« Das Übliche! Etwas weniger Stim heute, dafür eine halbe Wagenladung Ceranelsches Raumkraut. Erstklassige Qualität. Die Baumknutscher da unten haben ganze Arbeit geleistet! »
« Die üblichen Konditionen? »
« Aber natürlich, du bist mein bester Abnehmer! Immer zuverlässig, hoch professionell! »
« Genug geschleimt Alvarez. Du weißt dass ich gutes Geld zahle. Bringt es rein, wir beide kümmern uns um die Formalitäten »

Derek nahm seinen Kommunikator heraus und bereitete den Credittransfer vor.

« Ich muss die Ware doch nicht prüfen? »
« Es ist das gleiche wie immer mein Freund! »
« Gut. »

Er drückte auf den Knopf und transferierte die Summe.

« Es sollte gleich da sein. Du weißt ja wie das ist bei Planetenfremden Banken. »

Ein paar Minuten betrieben die beiden noch Smalltalk. Als Alvarez' Bank den Transfer bestätigte trennten sich ihre Wege wieder. Derek ging in seinen Stollen und befüllte seine Sporttaschen. Dann machte er sich wieder zurück auf den Weg nach Hause. Er hatte noch genug Zeit um das Zeug daheim abzuliefern und die erste Fuhre unter die Leute zu bringen ehe seine Schicht hier unten begann. Und im Anschluss würde er die nächsten zwei Ladungen heimbringen. Damit wäre die erste Lore auch schon fast leer. Im Prioritätsturbolift programmierte er einen Zwischenstopp ein um den ersten Zwischenhändler zu versorgen. Hoffentlich war der Wichser auch da, eine zu lange Pause bei offenen Türen konnte er sich nämlich nicht erlauben. Doch De Largo war pünktlich. Er war meistens eben doch einer von den Guten.
Die beiden nickten sich stumm zu, er betrat den Lift, die Tür schloss sich und der Lift verharrte einen Moment. Während die beiden De Largos Rucksack beluden fing die synthetische Stimme auch schon an zu nerven und forderte die beiden dazu auf entweder einen Bestimmungsort zu nennen oder den Lift zu verlassen. Zum letztmöglichen Zeitpunkt nannte Derek sein Ziel während De Largo ihm die versprochenen 5000 Credits gab. Als sich die Tür öffnete nickten sich die beiden nur wieder stumm zu und ihre Wege trennten sich in verschiedene Richtungen.

Zuhause verstaute er das Zeug wie immer unterm Bett. Dann nahm er einen Standard-Rucksack (Made in Xabepa). Während er umpackte überlegte er sich wie wenig Spaß ihm seine Geschäfte noch machten. Noch zwei bis drei Ladungen und er würde sich selbstständig machen. Vielleicht eine Raumstation irgendwo im Serpens. Oder sogar rüber ins Sol. Hauptsache weg von diesem monotonen Gesteinsbrocken, wo jeder Tag wie der andere war, wo er keine Zukunftsaussichten hatte und seine Karrierechancen bei Schichtleiter in der B-Schicht endeten.

Kurze Zeit später befand er sich in einer nahe gelegenen Kneipe, dem Übergabeort der zweiten Ladung. Wie gewöhnlich war nicht viel los. Das '54 Nights' war eine Arbeiterkneipe mitten in der Wohngegend, weit weg vom Trubel des Großen Promenadendecks und hatte durchgängig geöffnet. Damit war sie ein beliebter Anlaufpunkt für alleinstehende Fabrikarbeiter oder sonstige Angestellte die hier ihr kleines Einkommen wieder loswurden. Derek grüßte die üblichen Verdächtigen mit einem kurzem Hallo und setzte sich an den langen Tresen wo nur Hank und eine junge blonde Frau saßen die er nicht kannte. Verstohlen musterte er sie. Er mochte keine Unbekannten die unangenehme Überraschungen bedeuten konnten. Auffällig war, dass sie nur ein Wasser zu trinken schien. Etwas abwesend wippte sie im Takt der Jukebox und blickte verträumt aus dem Fenster in Richtung der Slums vor Xabepa 54. Ihre relativ kurzen Haare waren zu einem Zopf hinterm Kopf zusammen gebunden. Die Abzeichen auf ihren Schulterklappen wiesen sie als Captain aus. Einem der im Serpens operierenden Clans konnte er die schwarze Uniform aber nicht zuordnen. Chuck brachte ihm sein übliches Ale und Derek entschied dass sie nicht zu den Cops gehören konnte..

« Genug geglotzt, Provinzjunge? »

Derek fuhr zusammen. Er fühlte sich ertappt.

« Entschuldigung? »
« Du hast schon richtig verstanden. »
« Entschuldigung. Es ist nur... »
« Was? »
« Wir sehen nicht viele Touristen hier. »
« Touristen? »
« Ich meine Leute von Außerhalb. Die gehen eher aufs Promenadendeck und feiern da. »
« Sehe ich aus als würde ich feiern? »
« Ich schätze nicht. »

Damit war die Konversation auch schon beendet. Ablenkung schaffte King, der Drogendealer, welcher sich neben ihn setzte. Seinen Rucksack, gefüllt mit Credits stellte neben Dereks. Lautlos tranken beide ihre Getränke aus, ohne sich weiter zu beachten. Derek bestellte sich ein zweites Ale, King stand irgendwann auf und verabschiedete sich mit Dereks Rucksack. Ein klassischer Austausch wie im Bilderbuch.

« Der Typ da ist mit deinem Rucksack abgehauen. »
« Entschuldigung? »

Wieder fühlte er sich ertappt. Er merkte wie ihm langsam die Hitze ins Gesicht stieg. Dann hob er den Geldrucksack auf, guckte rein und stellte ihn wieder ab.

« Nein, alles in Ordnung, das ist meiner. »
« Wenn du meinst. »

Die Blondine zuckte gelangweilt mit den Schultern.

« Geht mich eh nix an. »

Derek musste unwillkürlich grinsen. Er stand auf und streckte ihr die Hand entgegen.

« Mein Name ist Derek Anderton. » Etwas unsicher sah sie nach oben.
« Natalie. »
« Ich muss jetzt zur Arbeit. Würden sie mir vielleicht heute Abend nochmal die Ehre erweisen? » Natalie musterte ihn kurz und schien nachzudenken.
« Warum nicht? Aber Komm nüchtern. Ich hasse besoffene Leute. »

Derek machte eine Uhrzeit mit ihr aus, dann ging er wieder zu den Turboliften. Vielleicht waren die Tage auf Xabepa doch nicht immer so grau wie er dachte...
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